Eltern und Kinder als Entdecker - Einfache Experimente

Eltern und Kinder als Entdecker

Eine aufgeschlossene Einstellung zur Naturwissenschaft scheint heutzutage selten zu sein. Wäre es da nicht schön, wenn man die Begeisterungsfähigkeit und die Neugierde von Kindern nutzen könnte, um naturwissenschaftliches Interesse zu wecken? Dieses Ziel setzt sich das Buch von Stephan Karmann, das sich an Eltern und Erzieher richtet, die physikalische Experimentierstunden für Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren vorbereiten. Es enthält 60 größtenteils altbekannte Experimente, die durch die Erfahrungen des Autors und seiner Kinder sowie durch praktische Tipps ergänzt sind. Alle sind mit haushaltsüblichen Gegenständen und Materialien durchführbar und kommen ohne Messgeräte aus, da die Phänomene mit den eigenen Sinnen wahrgenommen werden können.

Leider wirkt das Taschenbuch beim ersten Durchblättern nicht besonders einladend. Nur sehr wenige Experimente sind anhand von Skizzen veranschaulicht. Gerade bei etwas komplizierteren Aufbauten wäre dies aber äußerst hilfreich gewesen. Wer sich jedoch nicht vom ersten Eindruck abschrecken lässt und etwas Zeit und Konzentration investiert, kann leicht mit Fön, Weingläsern und Luftballons ausgerüstet die Zeit aus den Augen verlieren ¿ mir erging es zumindest so.

Die Kapitel zu den Themengebieten Spiegel, optische Täuschungen, Luftströmungen, Elektrostatik, Schall und Hören schließen mit Erläuterungen zum physikalischen Hintergrund ab. Dabei werden viele Aspekte gestreift und viele Phänomene ansatzweise erklärt. Für ein tieferes Verständnis und um die Fragen eines interessierten Kindes zufrieden stellend zu beantworten, reichen diese Ausführungen sicher oft nicht aus. Mit einem tabellarischen Überblick am Ende des Buchs gibt der Autor Hinweise zum Schwierigkeitsgrad der Experimente und die geeignete Altersstufe.

Im Unterschied zu anderen Experimentsammlungen wird viel Wert darauf gelegt, welche Methoden und Ziele, welche Aufbauten und Fragestellungen geeignet sind, um Kinder dazu zu bringen, Phänomene genau zu beobachten, Gesetzmäßigkeiten zu entdecken und experimentell zu überprüfen. Im einleitenden und im abschließenden Kapitel wird deutlich, worauf es dem Autor, der beim Aufbau der ¿Imaginata¿ in Jena beteiligt war, beim Experimentieren mit Kindern ankommt: Wie beim Mitmach-Museum geht es darum, Interesse zu wecken, Kinder an gut durchdachten Aufbauten selbst ausprobieren und experimentieren zu lassen, sie zum genauen Beobachten zu ermutigen, bei ihren Vermutungen und Überlegungen zu begleiten und ihre Fragen ernst zu nehmen.

Wer ein buntes, reich bebildertes Experimentierbuch sucht, in dem auch Kinder schmökern können, wird keine Freude an diesem Büchlein haben. Wer aber als Einstieg zum Experimentieren mit Kindern eine systematische Sammlung einfacher Experimente sucht, ergänzt durch Hinweise zum physikalischen und didaktischen Hintergrund, liegt hier richtig.

Petra Pauli-Lambach, Marburg

Weitere Infos:

S. Karmann: Eltern und Kinder als Entdecker - Einfache Experimente
Verlag Herder, Freiburg i. Brsg. 2004, 192 S., 
ISBN 3-451-05436-1