01.10.2013

Festkörper­physik

Rudolf Gross, Achim Marx: Festkörper­physik, Oldenbourg, ­München 2012, 982 S., geb., 49,80 Euro, ISBN 9783486712940

Rudolf Gross, Achim Marx

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Rudolf Gross und Achim Marx legen mit ihrem knapp tausend­seitigen Werk „Festkörperphysik“ ein neues Lehrbuch vor, das nicht nur den Stoff einer einführenden Vorlesung vollständig abdeckt, sondern eine Fülle zusätzlichen Materials aus vertiefenden Vorlesungen bereitstellt. Insbesondere die Kapitel zur Halbleiterphysik und zur Supraleitung bieten mehr als viele andere einführende Texte zur Festkörperphysik, z. B. mit der Darstellung des Randkanalbildes zur Erklärung des Quanten-Hall-Effekts oder mit der ausführlichen Darstellung der BCS-Theorie. Die Summe des Materials geht über die Lehrbücher von Kittel und Ashcroft-Mermin hinaus und zeigt sich gegenüber den Klassikern deutlich modernisiert. So wird z. B. ausschließlich das SI-System verwendet, und neuere Entwicklungen wie die Hochtemperatur-Supraleitung und die erst 2008 entdeckten Eisen-Pniktide haben Eingang gefunden.

Trotz des schieren Umfangs des Buches findet sich der Leser aufgrund der übersichtlichen Struktur schnell zurecht und kann gezielt nach Information suchen. Die Darstellung des Stoffes folgt der einer Vorlesung mit klaren, gut nachvollziehbaren Herleitungen und zahlreichen farbigen Skizzen und Diagrammen von durchgehend hoher Qualität. Der Text zeichnet die Geschichte einer Entdeckung mit didaktischem Gewinn nach und nennt die Referenzen von Originalveröffentlichungen. Kurzbiografien von herausragenden Physikern wie etwa den Nobelpreisträgern von 2010 Andre Geim und Konstantin Novoselov machen den Text zusätzlich lebendig.

Angesichts der kleinen Anzahl von Druckfehlern ist es kaum zu glauben, dass man die erste Auflage eines Buches in Händen hält. Die deutschen Übersetzungen der englischsprachigen Klassiker hingegen leiden an Fehlern in den neu gesetzten Formeln und bisweilen missverständlichen Übertragungen des Textes.

Es ist sicherlich nicht zu viel gesagt, dass dieses Buch einen sehr positiven Einfluss auf die Lehre in der Festkörperphysik an deutschen Universitäten haben wird. Die in die Jahre gekommenen Klassiker Kittel und Ashcroft-Mermin dürften bei manchem Studenten den Eindruck hinterlassen haben, auf der Festkörperphysik hätte sich schon eine Menge Staub abgelegt. Damit machen Gross und Marx auf eindrückliche Weise Schluss, indem sie zwar bewährte didaktische Konzepte beibehalten, aber gleichzeitig mit großer Hingabe darstellen, was in der Festkörperphysik in den letzten Jahrzehnten geleistet wurde. Man kann ihnen und ihren zahlreichen Mitarbeitern am Walther-Meißner-Institut kaum genug dafür danken. Allen Studenten und Dozenten der Festkörperphysik sei dieses Buch, das zu einem fairen Preis angeboten wird, wärmstens empfohlen.

Prof. Dr. Daniel ­Hägele, Spektro­skopie der kondensierten Materie, Ruhr-Universität ­Bochum

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