27.12.2004

Introduction to Nuclear Reactions

Danielewicz

Introduction to Nuclear Reactions

Mechanismen von Kernreaktionen werden untersucht, um die Natur der Kernkräfte zu studieren; eine Vielfalt von Anwendungen umfasst aber auch die Erzeugung und Anregung von Kernen für Kernstruktur-Untersuchungen. Neuere Entwicklungsrichtungen dieses Gebietes sind: höhere Energien, das Erforschen unbekannter Bereiche der Nuklidkarte mit exotischen Kernen und Anwendung mikroskopischer Modelle. Da die existierenden Lehrbücher über Kernreaktionen vor Jahrzehnten erschienen sind, gilt es hier eine Lücke zu füllen, was den Autoren aber nur mit Einschränkungen gelungen ist. Neben einer relativ vollständigen Darstellung der notwendigen Streutheorie behandelt das Buch eine Fülle von Teilbereichen. Zusammen mit den ausführlichen Literaturlisten und vielen Übungsaufgaben nach jedem Kapitel ist das Buch vom Umfang und Aufbau ein in sich geschlossenes Kompendium und als solches im Prinzip für Studierende der Kernphysik sehr nützlich.

Leider hat das Buch aber erhebliche Defizite. Der Versuch, moderne Entwicklungen aufzunehmen, scheint eher rudimentär. Subnukleare Freiheitsgrade in der Mittelenergie-/Hadronenphysik oder die (Spin-)Struktur der Nukleonen werden nicht angesprochen. Ganz veraltet ist die Beschreibung der Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung. Die erfolgreichen Mesonenaustausch-Präzisionspotentiale (wie Nijmegen, Bonn etc.) kommen nicht vor, ebensowenig die Untersuchung von Symmetrien bzw. deren Brechung (die Diskrepanz von app/ann und anp wird falsch gedeutet). Aufregende Entwicklungen der Wenig-Nukleonenphysik (Faddeev-Formalismus, Chirale Störungstheorie, Drei- und Mehrkörperkräfte) fehlen. Eine moderne Einführung (über die Dichtematrix) und ausführlichere Behandlung der Polarisationsobservablen wäre zu wünschen. Die Bedeutung von Regge-Trajektorien für Kernreaktionen hat sich mir nicht erschlossen. Formulierungen sind nicht immer eindeutig: So werden Resonanzen mit Strukturen der Stärkefunktion gleichgesetzt, der Zusammenhang erst später erklärt, was pädagogisch fragwürdig ist. Oder: Das "microscopic model" (ein Gattungsbegriff) steht nur für die RGM-Methode. Eine saubere Klassifizierung hätte dem Buch gutgetan (warum erscheint die NN-Wechselwirkung unter "Compound-Nucleus Reactions"?). Neue Erkenntnisse über Neutrinos fehlen. Eine lange Liste von Fehlern und Nachlässigkeiten ist ärgerlich, etwa bei Namen: Ricatti, Haenkel, Kumer, Weizsacker (was haben die Vielen, denen gedankt wird, eigentlich korrigiert?). Manche Bilder sind schlecht gezeichnet oder unsauber aus der Literatur gescannt, Maßeinheiten variieren oder sind schlicht falsch (s[MeV]). Damit es wirklich die Lücke füllt, sollte das Buch revidiert und inhaltlich auf den neuesten Stand gebracht werden.

Prof. Dr. Hans Paetz gen. Schieck, Institut für Kernphysik, Universität Köln

Weitere Infos:

  • P. Danielewicz: Introduction to Nuclear Reactions
    Institute of Physics Publishing, Bristol 2004. 500 S., Paperback,
    ISBN 0750309326

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