18.09.2003

Lexikon der Physik - in sechs Bänden. Band 1 und 2

Greulich

Lexikon der Physik - in sechs Bänden. Band 1 und 2

Von W. Greulich (Hrsg.).
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1998. Je X + 500 S., geb.,
ISBN Bd. 1: 3-86025-291-7

Ein Lexikon der Physik mit dem Anspruch, in mehr als 20000 alphabetisch angeordneten Stichworten einen umfassenden Überblick über den aktuellen Wissensstand der Physik unter Einschluß der modernsten Forschungsgebiete und fachübergreifender Bereiche wie Bio-, Geo- und Astrophysik zu vermitteln, wird jeder Physiker mit großer Freude und großen Erwartungen begrüßen. Er wird durch das vorliegende Werk nicht enttäuscht. Einem Team von 10 Redakteuren und 100 Mitarbeitern ist es gelungen, ein Werk vorzulegen, das hohen Ansprüchen gerecht wird.

In erster Linie ist es ein Nachschlagewerk mit vielen kleinen oder auch etwas längeren Artikeln, in denen man kurze und prägnante Definitionen der betreffenden Begriffe oder Namen findet. Zahlreiche Querverweise zeugen von einer sorgfältigen Redaktion. - Darüber hinaus sind für das sechsbändige Werk ca. 100 "Essays" vorgesehen, in denen einzelne Themen ausführlicher behandelt werden. Nach dem Willen der Herausgeber soll das Buch auch zum Lesen oder gar zum Schmökern anregen.

Bisher liegen zwei Bände vor. Wie weit erfüllen sie diese Ansprüche? - Die Antwort lautet: in hervorragender Weise. Auswahl und Bearbeitung der Stichworte ist kompetent, klar und fast durchwegs prägnant. Man muß sich über diese Neuerscheinung sehr freuen, und man kann von diesen Büchern mit großem Nutzen Gebrauch machen.

Natürlich ergeben sich bei kritischer Durchsicht auch Fragen. So ist das Konzept der "Essays", über das man ohnehin nachdenken kann, etwas unausgewogen: Für das Stichwort "Alltagsphysik" stehen neun Seiten zur Verfügung, für "Frauen in der Physik" sechs Seiten. Das Stichwort "Akustik" muß sich mit weniger als 1,5 Seiten begnügen. Auch sind die Texte zu einigen Stichworten sehr lang geraten, zum Beispiel "Atomspektrum" (vier Seiten) oder "Differentialgleichungen" (fünf Seiten) - zu lang für ein Lexikon und zu kurz für ein Lehrbuch. Nicht immer überzeugt die Auswahl der Forscher persönlichkeiten, die mit einer Kurzbiographie erwähnt werden. Man gewinnt den Eindruck, daß Mathematiker und Astrophysiker/Astronomen etwas übergewichtet sind. Auch wird nicht klar, nach welchem Gesichtspunkt Preise mit eigenen Stichworten bedacht werden. Ohnehin wird überall nur auf das eine Stichwort "Preise" verwiesen.

Um mit der Kritik fortzufahren: Stichworte wie "Autobatterie", "Ausreißer", "Blut", "Cembalo" würde man nicht unbedingt in einem Lexikon der Physik suchen. Dafür fehlt z.B. ein Stichwort "Chemische Physik". Über "Bandenspektren" erfährt man, daß man sie mit Photoelektronenspektroskopie erhalten kann - die optische Spektroskopie ist nicht ausdrücklich erwähnt. Die "Bohrschen Postulate" werden auf der Gegenseite unter "Bohrsche Theorie" anstelle eines Querverweises zum zweiten Mal abgehandelt. - Vielleicht ließe sich in Zukunft durch eine Straffung mancher Texte, durch Kürzungen bei den Essays und durch Verzicht auf manche Stichworte etwas Platz ohne Einbuße an Qualität einsparen.

Solche kritischen Bemerkungen sollen nicht davon ablenken, daß das Buch insgesamt als rundum gelungen zu bezeichnen ist. Für Physiker in Forschung, Lehre, Schule und Industrie, aber auch für andere Wissenschaftler und für Wissenschafts-Journalisten, die mit physikalischen Problemen zu tun haben, ist es eine reiche und überaus nützliche Fundgrube. Dem Verlag, dem Herausgeber und den Mitarbeitern kann man zu dieser großen Leistung nur gratulieren.

Die ansprechende Aufmachung und der Umfang haben allerdings auch ihren Preis. Mancher Individual-Interessent, der das Lexikon gerne in seinem Bücherregal stehen sähe, wird deshalb wohl mit großem Bedauern verzichten. Für alle Bibliotheken im Bereich Physik und Naturwissenschaften ist das Werk ein Muß.
Prof. Dr. HansC. Wolf, Physikalisches Institut, Universität Stuttgart

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