05.01.2004

Licht und Materie

Morsch

Licht und Materie

O. Morsch: Licht und Materie

Wiley-VCH, Weinheim 2003, XII+268 S., Geb., ISBN 3-527-30627-7


'Licht und Materie - Eine physikalische Beziehungsgeschichte': ein schöner Titel für ein physikalisches Sachbuch, erfrischend in Stil und Themenwahl. Der Autor Oliver Morsch, als Forscher selbst in der Physik der kalten Atome und Bose-Einstein-Kondensate zuhause, spannt in elf Kapiteln einen weiten Bogen von der vorsokratischen Naturphilosophie über die Erfindung des Lasers und seine Anwendungen bis hin zu Bose-Einstein-Kondensation, 'slow light'-Experimenten, ­Ionenfallen und Quanteninformation.


 

Zunächst wird das wechselvolle Schicksal der Atomhypothese vom Altertum bis zum frühen 20. Jahrhundert erzählt, und schon auf diesen knapp 25 Seiten des ersten Kapitels zeigt Morsch, dass er das Handwerk des Wissenschaftsjournalismus meisterlich beherrscht. Diese Zusammenfassung einer mehr als zweitausendjähringen Geschichte ist sprachlich angenehm locker, dabei inhaltsreich und packend. Der Autor führt den Leser, indem er seine Fragen antizipiert, auf den Punkt bringt und beantwortet. Oliver Morsch will aber durchaus nicht nur Geschichte erzählen, sondern legt den Schwerpunkt auf die aktuelle Forschung. Werden der Laser und seine Anwendungen noch gemeinsam in einem Kapitel behandelt, so erhalten die Laserkühlung und die Anwendungen kalter Atome (wie Atomuhren, optische Gitter, Atomlithographie und sogar Bloch-Oszillationen) jeweils eigene Kapitel. Weitere Kapitel sind den oben schon aufgezählten Einzelthemen gewidmet. Der Text wird aufgelockert durch kurze, meist mit Bild versehene ¿Steckbriefe¿ einzelner Physikerpersönlichkeiten. Zahlreiche Schwarzweißgrafiken mit kurzen Unterschriften veranschaulichen etwa die atomare Fontäne oder die Verdampfungskühlung.


 

Als guter Physiker will Morsch alles, was er beschreibt, auch erklären. Bedenkt man die Fülle des Materials, so ist das ein höchst anspruchsvolles Projekt - nicht nur für den Autor, sondern vor allem auch für den Leser, wenn er wirklich versuchen will, ohne physikalische Vorbildung etwa jene trickreiche Kombination von Mechanismen zu erfassen, die zu dem spektakulären Ergebnis der Abbremsung von Licht auf Schrittgeschwindigkeit geführt hat. So wird es wohl nur wenige Leser geben, die das gesamte Buch von Anfang bis Ende lesen und auch verstehen. Glücklicherweise lassen sich jedoch die meisten der späteren Kapitel unabhängig voneinander lesen, und so gefällt mir dieses Buch mit seiner aktuellen (und in dieser Form bisher wohl einzigartigen) Themenauswahl und seinem flüssigen Stil insgesamt sehr gut. Für eine zweite Auflage würde ich mir vom Verlag eine Aufwertung durch farbige, vielleicht auch noch stärker erklärende Abbildungen wünschen.

Priv.-Doz. Dr. Jakob Reichel, Sektion Physik, LMU München / Max-Planck-Institut für Quantenoptik, Garching

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