Raffiniert ist der Herrgott ...Albert Einstein. Eine wissenschaftliche Biografie
A. Pais., Raffiniert ist der Herrgott ...Albert Einstein. Eine wissenschaftliche Biografie, Spektrum, Heidelberg 2000, XIV+601 S., brosch., ISBN 3827405297
Pais
Abraham Pais’ Werk ist ein Klassiker unter den Einstein-Biographien, der leider in den letzten Jahren vergriffen war. Die Neuauflage dieses Buches ist daher uneingeschränkt zu begrüßen, auch wenn an Literatur über den Physiker des 20. Jahrhunderts wahrlich kein Mangel herrscht. Zugegeben, inzwischen hat die Forschung einige Details aus Einsteins Privatleben entdeckt, die bei der Entstehung dieser Biografie noch unbekannt waren.
Der eigentlichen Intention des Autors, der selbst Physiker ist, tut dies allerdings keinen Abbruch, zumal es ihm wesentlich auf die Darstellung des wissenschaftlichen Werkes ankommt. Jenseits aller kultivierten Einstein-Klischees versteht es Pais in einer ausgewogenen und differenzierten Darstellung, den wissenschaftlichen Entwicklungslinien eines genialen Menschen nachzugehen und sie dem Leser nahe zu bringen. Einstein wird uns hier als eigenständiger Denker und Visionär vorgestellt, der gleichzeitig den Aufbruch in ein neues physikalisches Weltbild und das Verharren auf traditionellem erkenntnistheoretischen Boden verkörpert.
Dies wird besonders an seinen haupt sächlichen Beiträgen zur modernen Physik deutlich: an der Relativitätstheorie und an seinen grundlegenden Arbeiten zur Quantentheorie. Über Letztere hatte er, wie er selbst sagte, "hundertmal mehr" nachgedacht als über das Problem der Gravitation. Man erlebt Einstein gleichsam "bei der Arbeit", als einen Menschen, der nach seinen Geniestreichen des Jahres 1905 in ein un ablässiges Ringen um die Grundlagen einer neu zu schaffenden Physik eintritt. Ein Unterfangen, das in letzter Konsequenz sogar die Fähigkeiten und die Ausdauer eines Einsteins überstieg. Dieses Ringen vollzog sich weniger in der intellektuellen Auseinandersetzung mit seinen Kollegen (wenngleich er sachliche Diskussionen nie gescheut hat) als vielmehr in seinem Innersten.
Einsteins Interesse galt jedoch nicht nur der reinen Theorie; er hatte auch einen ausgeprägten Sinn für das Praktische. Dies zeigt sich vor allem darin, dass er Inhaber mehrerer Patente war. Man lernt aber auch einen Menschen kennen, der Fehler macht und sie bei nächster Gelegenheit sofort korrigiert, der Hypothesen aufstellt und wieder verwirft - kurz: man bekommt einen Einblick in das Wesen jeder wissenschaftlichen Tätigkeit. Wem wirklich daran gelegen ist, das Denken dieses ungewöhnlichen Geistes kennen zu lernen, dem sei dieses Buch nachdrücklich empfohlen.
Dr. Manfred Jacobi, Memmingen