The Cambridge History of Science
Jo Nye
The Cambridge History of Science
Mary Jo Nye (Hrsg.): The Cambridge History of Science, Volume 5: The Modern Physical and Mathematical Sciences
Cambridge University Press, Cambridge 2003, 678 Seiten, Geb.,
ISBN 0-521-57199-5
Die auf acht Bände konzipierte Cambridge History of Science versucht nichts Geringeres als eine Gesamtdarstellung der Wissenschaften von den frühesten Anfängen in Mesopotamien und Ägypten bis hin zu den Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Der hier vorliegende fünfte Band ist den modernen physikalischen und mathematischen Wissenschaften der letzten beiden Jahrhunderte gewidmet.
Es ist zweifellos ein schwieriges Unterfangen, diesen großen Bereich, der neben Physik und Mathematik auch Chemie und Astronomie einschließt, möglichst kompakt und dennoch mit einer gewissen Vollständigkeit abzuarbeiten. Dabei kann es sich nach dem heutigen Standard nicht nur um eine chronologische Ideengeschichte handeln, die für eine Disziplin wie die Physik allein schon Bände zu füllen im Stande wäre. Die wissenschaftshistorische Literatur verschafft uns mittlerweile ein besseres Verständnis für die Wechselwirkungen mit staatlichen Institutionen, industriellen Interessen und nationalen, manchmal auch lokalen Traditionen und Besonderheiten. Ebenso haben verschiedene methodische Ansätze und weltanschauliche Überzeugungen den Gang der Wissenschaft zu beeinflussen vermocht.
All diese Aspekte bezieht das von der bekannten Wissenschaftshistorikerin Mary Jo Nye herausgegebene Werk mit ein. Sie hat 35 Autoren gewinnen können, deren 33 Artikel sich in fünf Abschnitten gruppieren. Der erste behandelt die wissenschaftliche Methodik sowie die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft, wozu u. a. die Konflikte mit der Religion oder auch die Resonanz in der Literatur gehören. Der zweite Abschnitt berichtet von der Genese der Disziplinen, wobei im Fall der Chemie beispielsweise gezeigt wird, wie Sprache und Konventionen identitätsstiftend gewirkt haben. Die inhaltliche Erschließung geschieht dann in den drei folgenden Abschnitten. Sie gliedern sich in frühere Entwicklungen bis 1900 wie den theoretischen und experimentellen Untersuchungen des Lichts, worauf die Forschungen über atomare und molekulare Eigenschaften folgen, die von der Quantentheorie über die Quantenfeldtheorie bis zu den Konzepten der Makromoleküle reichen. Der letzte Abschnitt behandelt schließlich die Mathematik, Astronomie und Kosmologie seit dem 18. Jahrhundert.
Den Autoren, die mit wenig Formeln und Abbildungen auskommen, gelingt es, die Themen auf jeweils selten mehr als nur zwanzig Seiten in gut verständlicher Weise darzulegen. So kann der Leser sich sehr rasch über ein Gebiet informieren. Diese Stärke beinhaltet zugleich eine Schwäche des Gesamtwerks. Man vermisst die Querverweise, die Verbindung der einzelnen Artikel, die dieser so verdienstvollen Unternehmung mehr Geschlossenheit hätten verleihen können. Außerdem ist es zu bedauern, dass die verwendete Literatur lediglich in den Fußnoten angeführt wird und man auf eine Bibliografie glaubte verzichten zu dürfen. Trotz solcher Einschränkungen bleibt es ein empfehlenswertes Nachschlagewerk.
Dr. Stefan L. Wolff, Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Universität München
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