21.11.2007

The Cosmic Century

Longair, M. S.

Das vorliegende Buch des Direktors des Cavendish Laboratory und früheren Astronomer Royal for Scotland entstand aus einem Beitrag für das dreibändige Werk 20th Century Physics (1995). Longairs Kapitel Astrophysics and Cosmology musste damals beträchtlich gekürzt werden, und so entstand der Wunsch, das Thema als Buch herauszubringen. Es gliedert sich in fünf Teile: Sterne und Sternentwicklung, großräumige Struktur des Universums (beides bis zum 2. Weltkrieg), die Nutzbarmachung des gesamten elektromagnetischen Spektrums (als Folge des Krieges), Sterne und Galaxien seit 1945 und Kosmologie seit 1945.
Longair gelingt es auf 450 Seiten, einen meisterlichen Überblick über die Entwicklung der Astrophysik und Kosmologie zu geben. Auf Planeten wird nur kurz eingegangen, die Sonnenphysik wird als spezieller Fall der Sternphysik behandelt (z. B. findet sich eine aktuelle Darstellung des Problems der Sonnenneutrinos). Das Buch konzentriert sich auf die Darstellung wissenschaftlicher Fakten und gibt kurze Abhandlungen theoretischer Konzepte. Die Abbildungen sind zumeist Originalarbeiten entnommen.
Das Buch ist ein historischer Abriss der stellaren und extragalaktischen Forschung des 20. Jahrhunderts und dient als bibliografischer Führer zu dessen einflussreichsten Arbeiten. In einer astronomiegeschichtlichen Zeitschrift klagte ein Rezensent, dies sei keine Geschichte, sondern eine „Litanei von wissenschaftlichen Entwicklungen, die sich in der Vergangenheit abspielten“. In der Tat fügt sich das Buch in die Reihe geschichtlicher Werke wie Delambres „Histoire de l’astronomie...“ (1817–1827), Clerkes „History of Astronomy During the 19th Century“ (1885, 1902) oder O. Struves „Astronomy of the 20th Century“ (1962) ein. Diese referieren Erkenntnisse und wissenschaftliche Arbeiten und stellen sie in einen größeren Zusammenhang. Dies ist kein Buch für den allgemeinen Leser, der unterhalten werden will, sondern eines für den Studenten und angehenden Forscher, der mehr über die Entwicklung seines Fachgebietes wissen möchte, als ihm seine Ausbildung gewöhnlich mitgibt.
Ergebnisse spezieller biografischer Studien oder archivalischer Forschungen sucht man vergebens, das Buch stützt sich auf die Originalarbeiten (das Literaturverzeichnis listet 1200 Einträge), ohne den Schritt zu den Originalbeobachtungen oder zum engeren Forschungsumfeld zu tun. Biografische Details beschränken sich gewöhnlich auf die Angabe von Lebensdaten der Forscher. Der unlängst verstorbene Astrophysiker D. Osterbrock bemerkte einmal: „Geschichte ist zu wichtig, um sie den Historikern zu überlassen“. Er meinte damit, dass für historische Studien nicht nur Archive und Bücher, sondern auch die Tätigkeit in der astronomischen Forschung nötig sei, um ein Gefühl für die Probleme und Zusammenhänge zu haben. Longair besitzt dieses Talent in großem Maße. Sein Überblick der Astronomie und Kosmologie stellt ein tragfähiges Gerüst dar, mit dessen Hilfe Wissenschaftshistoriker dieses faszinierende Zeitalter erforschen und mit den bunten Facetten spezieller Studien ausschmücken können. Für den astronomiegeschichtlich Interessierten bietet es einen kompakten Überblick und fügt sich als Glanzlicht in die Reihe der Werke ein, die die Entwicklung der Astronomie aller Zeiten beschreiben.

Dr. Hilmar W. Duerbeck, Vrije Universiteit Brüssel

M. S. Longair: The Cosmic Century. A History of Astrophysics and Cosmology
Cambridge University Press, Cambridge 2006, 545 S., geb., ISBN 0521474361

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