30.06.2006

The Nanotech Pioneers

Edwards

20 Jahre nach dem Nobelpreis für Rastertunnelmikroskopie und nach fast einem Jahrzehnt intensiver Förderung der Nanotechnologie gibt es eine immense Anzahl an Publikationen zum Thema, und weltweit treten immer mehr Unternehmen mit neuen Produkteigenschaften am Markt an. Bisher hat jedoch noch niemand versucht, die Hintergründe, Anekdoten und Persönlichkeiten der Anfänge des Nanokosmos zu beschreiben. Edwards erläutert die Inhalte der Nanotechnologie und ihrer Personen aus Sicht eines interessierten Beobachters und nutzt als Quelle zahlreiche Interviews. Er erklärt dem Leser F&E-Aktivitäten, benennt handelnde Personen, Zulassungsabläufe und Argumente der Befürworter und Gegner. Dabei baut er immer wieder Episoden seines Lebens mit ein, sodass insgesamt eine aufgelockerte, manchmal amüsante aber dennoch fachlich korrekte Beschreibung des Forschungsgebietes entstanden ist.

Dem Inhalt des Buches merkt man Ausbildung und Herkunft des Autors an, der erkennbar Schwerpunkte setzt: Elemente der Nanobiotechnologie, Nanomedizin und Bionik behandelt er ausführlicher, und er befasst sich fast durchweg mit amerikanischen Unternehmen und Forschern. Europäische und japanische Pioniere, Fördermaßnahmen und Unternehmensentwicklungen sind kaum erwähnt. So findet sich nichts zu frühen japanischen ERATO-Projekten oder zur britischen National Initiative on Nanotechnology (NION) und auch (nicht-US) Forschungspioniere wie von Klitzing, Lehn oder Rohrer sind wenig berücksichtigt.

Wer sich nicht an Edwards Sicht der Dinge stört, dass die heutige und zukünftige Nanotechnologie fast nur von Pionieren der USA geprägt ist, US-Unternehmen den Markt dominieren und die US-NNI (National Nanotechnology Initiative) der Start aller weltweiten F&E-Maßnahmen, der entdeckt bei der Lektüre interessante Zusammenhänge zu Personen, Start-ups, Investoren, Firmenübernahmen und Kommerzialisierungsstrategien. Am Ende des Buches finden sich Edwards Favoriten für drei herausragende Zukunftslösungen: Halbierung des Verbrauchs nichterneuerbarer Energiequellen, Konstruktion eines Weltraumfahrstuhls und Herstellung eines kommerziellen Quantencomputers. Interessant ist zudem seine Diskussion der Gefahren, Ängsten und ethischen Bedenken.

Dem an Nanotechnologie Interessierten ist die Lektüre dieses Buch zu empfehlen, öffnet es den Zugang zu diesem Feld doch von einer neuen und dabei durchaus kurzweilig dargestellten Sichtweise.

Dr. Gerd Bachmann, VDI-TZ, Düsseldorf



S. A. Edwards:
The Nanotech Pioneers
Wiley-VCH,
Weinheim 2006
XIII+244 S., geb.,
ISBN 3527312900

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