24.06.2003

Tieftemperaturphysik

C. Enns u. S. Hunklinger. Springer, Heidelberg 2000. XII + 465 S., geb., . ISBN 3540676740

Enns u. Hunklinger

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In nur wenigen Jahren werden wir das 100-jährige Jubiläum der Heliumverflüssigung begehen können, mit dem das Tor zur Untersuchung von Materie bei tiefen Temperaturen aufgestoßen wurde. Mit Hilfe kommerziell erhältlicher He-Mischkryostaten lassen sich heutzutage Temperaturen im mK Bereich realisieren, und die Kernentmagnetisierungskühlung hat den Temperaturbereich bis hinunter in die mK-Region erschlossen. Es ist daher kein Wunder, dass die Tieftemperaturphysik in der heutigen physikalischen Forschungslandschaft einen wichtigen Platz einnimmt.

Das Buch "Tieftemperaturphysik" der Autoren Enns und Hunklinger ist aus einer vierstündigen Vorlesung entstanden und richtet sich primär an Studenten mit dem Ziel, eine verständliche und kompakte Einführung in die verschiedenen Gebiete der Tieftemperaturphysik zu geben. Breiten Raum nimmt die Darstellung der Quantenflüssigkeiten, speziell des superfluiden 3He ein. Bei der Physik der Festkörper liegen die Schwerpunkte auf der Supraleitung und bei den atomaren Tunnelsystemen, einem aktiven Forschungsgebiet der beiden Autoren. Den Abschluss des Buches bilden die Kapitel zur Erzeugung tiefer Temperaturen sowie zur Thermometrie. Neben der Darstellung der Temperaturskala ITS-90, die für tiefe Temperaturen bei 0,65 K endet, wird bereits auf die neue internationale Tieftemperaturskala PLTS-2000 (Provisonal Low Temperature Scale of 2000) eingegangen, die den Definitionsbereich über die 3He-Schmelzdruckkurve bis hinunter zu 0,9 mK ausdehnt. Bei den Koeffizienten des Schmelzdruckpolynoms p(T 2000) in Tab. 12.2 hat sich allerdings für den Koeffizienten a -2 ein Vorzeichenfehler eingeschlichen; a -2 ist positiv.

Das Buch ist lebendig geschrieben, man merkt den Autoren den Spaß an ihrer Arbeit deutlich an. Mit seinen zahlreichen Abbildungen und Graphen, die den Text anschaulich erläutern, eignet es sich auch gut zum Selbststu dium für Quereinsteiger. Das ausführliche Literaturverzeichnis ist dazu ebenfalls hilfreich. Als Buch der klassischen Tieftemperaturphysik wird auf die aktuellen Entwicklungen der Bose-Einstein-Kondensation schwach wechselwirkender Gase leider nicht eingegangen, lediglich ein Zitat aus dem Jahre 1996 - warum gerade das Czech. J. Phys.? - ermöglicht dem Leser einen Zugang zu dieser Thematik.

Die übersichtliche Zusammenstellung der Grundlagen der Tieftemperaturphysik wird sicherlich auf breites Interesse im deutschsprachigen Raum stoßen, nicht nur bei Studenten. Auch Wissenschaftlern und Ingenieuren, die einen Einstieg in die Physik der Materie bei tiefen Temperaturen suchen, kann empfohlen werden, zu diesem Buch zu greifen.

Prof. Dr. Michael Kühne
Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig
 

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