Von Fuller bis zu Fullerenen - Beispiele einer inter disziplinären Forschung
Kr¿tschmer, Schuster
Von Fuller bis zu Fullerenen - Beispiele einer inter disziplinären Forschung
Von W. Krätschmer u. H. Schuster (Hrsg.).
Vieweg, Wiesbaden 1996. VIII + 290 S., Gebunden,
ISBN 3-528-06640-7
Die Fullerene sind ein sehr aktuelles Thema. Für ihre Entdeckung erhielten Curl, Kroto und Smalley 1996 den Chemie-Nobelpreis. Im vorliegenden Buch greifen Wolfgang Krätschmer und Heike Schuster dieses Thema einschließlich der hier besonders intensiven Wechselwirkungen mit anderen Disziplinen auf. Mit dem 1991 vom Magazin Science zum "Molekül des Jahres" gewählten Fulleren C 60 als Leitfaden spannt sich der Bogen von Buckminster Fullers eigenwilligen Architektur-Ideen über die Astronomie des interstellaren Staubs, die neuartige Chemie und Physik der Fullerene und ihrer Verbindungen einschließlich potentieller Anwendungen bis hin zu Strukturfragen der Virologie und Medizin. In insgesamt 12 Kapiteln verschiedener Autoren sowie einer informativen Einführung wird die "noch junge Fullerenstory" eindrucksvoll erzählt. Vorwort und Klappentext versprechen eine "allgemein-verständliche" Darstellung, man müsse als Leser "kein Spezialist" sein.
Geradezu fesselnd liest sich das Kapitel über Fullers originelle Gedankengänge, sein für Physiker ungewohnter Umgang mit den Begriffen Energie, Kraft, Vektor, Quantum usw., sein Konzept einer "synergetischen Geometrie" sowie die Konstruktion seiner geodätischen Kuppeln. Zwei spannende Kapitel von Kroto und Krätschmer über die Entdeckung der Fullerene und den Weg zur Synthese makroskopischer Mengen schließen sich an. Sie vermitteln eindrücklich, wie faszinierend und aufregend echte Forschung sein kann und welche Bedeutung dabei dem Zufall oft zukommt.
Eine Reihe von Kapiteln beschreibt dann die vielfältigen Details der Chemie und Physik der Fullerene, wie "Buckyröhren und -zwiebeln", Präparationsmethoden, chemische Derivate, Stoßexperimente, Molekülschwingungen, Elektronenstruktur und Supraleitung. Hier wird die All ge mein-
verständlichkeit nicht immer in gleicher Weise erreicht. Die unübersichtliche Kurvenvielfalt von Photoemissions- oder Raman-Spektren ist nun mal ohne weitere Interpretation in der Satzbeschriftung nicht allgemeinverständlich. Die Darstellung der Supraleitereigenschaften kommt wegen einer ausführlichen, an Keramiksupraleitern orientierten Einführung etwas zu kurz. Insgesamt geben diese Kapitel aber einen kompakten und trotzdem umfassenden Überblick über die Fullerenforschung, die je nach Neigung auch gut separat gelesen werden können.
Neben Perspektiven praktischer Anwendungen kommen schließlich in zwei Kapiteln über die ikosaedrische Struktur von Viren und Strukturprinzipien im Organismus noch einmal Fullersche Formen zur Sprache.
Das Buch ist als leicht nebenbei zu lesende und zur naturwissenschaftlichen Allgemeinbildung beitragende Lektüre gut zu empfehlen.
K. Lüders, Berlin
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