24.06.2003

Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität

Genz H.


Von H. Genz. Hanser, München 2002. 368 S., Geb., . ISBN 3-446-20145-9

In seinem Buch entwickelt Henning Genz die zentrale These, wonach physikalische Theorien es ermöglichen, eine Wirklichkeit zu entdecken und zu erschaffen, der ein höherer Grad an Realität zugesprochen
werden darf als der Wirklichkeit, die dem Mensch unmittelbar durch die Objekte gegeben ist. Die harte und klare Realität der Naturgesetze kommt immer dann zum Ausdruck, wenn die Natur zu einer vor geschlagenen Hypothese unnachgiebig nein sagt. Beeindruckt von dieser Unerbittlichkeit, mit der jeder Physiker in seiner täglichen wissenschaftlichen Arbeit konfrontiert ist, argumentiert Genz für eine realistische Interpretation der Naturgesetze - gegen alle Vorbehalte diverser philosophischer und wissenschaftstheore tischer Positionen.

In sieben Kapiteln wird die physikalische Methode vorgestellt und ihre Signifikanz für die Erkenntnis der Natur herausgearbeitet. Die physikalische Methode zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie es erlaubt, Einsichten in die wahre Natur der Dinge zu gewinnen, welche die subjektiven Zutaten des Menschen am Erkenntnisprozess deutlich verkleinert. Im Universum gelten durchaus einleuchtende, wenn auch teilweise unanschauliche und der Erwartung widersprechende Prinzipien, die ohne Mathematik eingesehen, ausgesprochen und verstanden werden können. Genz verfolgt die historische Entwicklung der Naturphilosophie und zeichnet das aktuelle physikalische Weltbild, das dem Ziel dient, diese Prinzipien zu finden, die nicht nur Prognosen über die Ergebnisse von Experimenten, sondern darüber hinaus Erklärung und Verständnis der Naturphänomene ermöglichen.

Besonders kompliziert liegen bekanntermaßen die Dinge im Mikrokosmos. Hier spricht Genz von der verschleierten Realität der Gesetze, d.h. die Realität der Quanten mechanik ist eine verschleierte, die sich allein in den Gesetzen zeigt. Die bizarre Welt der Quantenmechanik erzwingt eine subtile Analyse der Frage, welche Aussagen als objektive Feststellung über eine real existierende Außenwelt aufgefasst werden dürfen. Die quantenmechanischen Gesetze erschaffen eine Wirklichkeit, deren Objekte - Elektronen, Quarks, Gluonen etc. - Sammelbegriffe von Eigenschaften sind, welche die Theorie ihnen zuschreibt. Die Objekte des Alltags besitzen diese Kombinationen von Eigenschaften gerade nicht. Dennoch argumentiert Genz auch hier für die Begreiflichkeit der Prinzipien und eine realistische Interpretation. Freilich handelt es sich dabei keineswegs um einen naiven Realismus.

Genz schließt sein Buch mit der Feststellung: "Naturwissenschaftler bestehen aber darauf, daß die Naturgesetze real sind. Sie können gar nicht anders, denn deren Realität drängt sich ihnen in ihren Alltagsgeschäften auf. ... Aber diese unerbittliche Realität ist keine der Anschauung - sie ist eine der Gesetze und nicht eine irgendwelcher vorstellbarer Objekte, ..."
Dr. Dr. Renate Huber, Fachbereich 14, Abteilung Philosophie, Universität Dortmund

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