27.12.2004

Wie die Schildkröte Achilles besiegte oder Die Rätsel von Raum und Zeit

Le Poidevin

Wie die Schildkröte Achilles besiegte oder Die Rätsel von Raum und Zeit

Im Gegensatz zu diversen Veröffentlichungen der letzten Jahre, in denen es um die neuesten physikalisch motivierten Vorstellungen von Raum und Zeit ging, etwa um zeitlose Blockuniversen oder Zeitensprünge über Weltverzweigungen im Multiversum, wirkt Le Poidevins Buch in mancher Hinsicht, als wäre es vor langer Zeit geschrieben und nun unter Aktualisierung des Sprachstils übersetzt worden. Warum dieser Eindruck entsteht, lässt sich anhand des Vorwortes verstehen. Hier schreibt der Autor ohne Umschweife: ¿Dies ist, wie ich betonen möchte, eine philosophische Einführung in Raum und Zeit, die sich ausschließlich mit den begrifflichen Fragen und Schwierigkeiten befasst, die unsere gewöhnlichen Anschauungen über Raum und Zeit aufwerfen. [...] dies ist ausdrücklich weder ein populärwissenschaftliches Buch noch eine Einführung in die Philosophie der Raum-Zeit-Physik. So gehe ich beispielsweise nicht auf die Spezielle oder Allgemeine Relativitätstheorie ein.¿ (S. 12)

Das Resultat dieser Zielsetzung ist eine solide Darstellung und Diskussion der klassischen begrifflichen Probleme von Raum und Zeit, wie z. B.: Gibt es Zeit ohne Veränderung oder konstituieren erst Veränderungen Zeit? Wie hängen Zeit, Zeitpfeil, Kausalität und Naturgesetze zusammen? Ist die Vergangenheit veränderbar? Sind Zeitreisen oder Zeitverzweigungen begrifflich verstehbar und möglich? Sind Raum und Zeit endlich oder unendlich? usw.

Bei der Erörterung dieser Probleme spielt die Philosophiegeschichte eine wesentliche Rolle: von Aristoteles¿ Verständnis von Raum und Zeit und seinen Argumenten gegen räumliche und zeitliche Vakua über den Widerstreit zwischen Leibniz¿ relationalistischer und Newtons absoluter Konzeption bis hin zu Kants Antinomie zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit von Raum und Zeit. Einen Königsweg zur begrifflichen Differenzierung der Problematik liefern nicht zuletzt die Paradoxa des Zenon ebenso wie McTaggarts Argumente für die Irrealität der Zeit.

Das Buch ist für den philosophisch Interessierten durchgängig gut lesbar, wenngleich sich streckenweise, anlässlich mancher repetitiver Elemente, die Vermutung aufdrängt, dass sich einiges hinsichtlich der vorgebrachten Argumentationen hätte effizienter strukturieren lassen.

Priv.-Doz. Dr. Reiner Hedrich, Institut für Philosophie, Universität Dortmund und Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen

Weitere Infos:

  • Robin Le Poidevin: Wie die Schildkröte Achilles besiegte oder Die Rätsel von Raum und Zeit.
    Reclam, Leipzig 2004, 368 S., geb.,
    ISBN 3379008192

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Wie die Schildkröte Achilles besiegte oder Die Rätsel von Raum und Zeit

 

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