09.10.2007

Albert Fert im Porträt

Der diesjährige Physik-Nobelpreisträger Albert Fert (69) kann auch außerhalb der Physik über vieles staunen. Ein kurzes Porträt.

Porträt Albert Fert

Paris/Hamburg (dpa) - Der diesjährige Physik-Nobelpreisträger Albert Fert (69) kann auch außerhalb der Physik über vieles staunen. Besonders bewundert er die Filme des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar und das musikalische Genie des US-Jazzpianisten Thelonious Monk. Er liebt die Pyrenäenlandschaft seiner Kindheit, ist aber auch ein begeisterter Windsurfer. Seine Fähigkeit, verschlungenen Gedankenpfaden zu folgen, führte Fert zur Entdeckung des Riesenmagnetowiderstands - unabhängig und fast zeitgleich mit seinem ebenfalls geehrten deutschen Kollegen Peter Grünberg aus Jülich. Mit ihm hat Fert seitdem auch gemeinsame wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht. 2004 hielt Fert am Forschungszentrum Jülich den Festvortrag zum 65. Geburtstag seines deutschen Kollegen.

Im Augenblick des Triumphs dachte Albert Fert an die zu kurz gekommenen Kollegen. «Ich bin sehr glücklich für mich und Peter Grünberg», sagte der Physiknobelpreisträger am Dienstag in Paris. «Doch man ist immer überrascht, den Preis zu bekommen, weil es so viele Forscher gibt. Vielleicht sind da andere, die fast dasselbe gemacht und den Preis nicht bekommen haben. Das betrübt mich sehr.» Dann gerät der 69-jährige Südfranzose ins Schwärmen über seine Arbeit. Die Nanotechnik sei «ein Werkzeug, das unserer Einbildungskraft mehr Macht verleiht», sagt er.

Ein universitärer Eigenbrötler war Fert nie. So führt er als Forschungsdirektor der Physiklabors CNRS-Thalès Wissenschaftler des Staates und Entwickler des Elektronikkonzerns Thalès zu produktiver Arbeit zusammen. Er liebt die Grundlagenforschung, will aber auch konkreten Nutzen. Lebensfroh, sportlich und kulturverliebt knüpft der Physiker schnell Kontakte. Und er kann junge Forscher begeistern. «Ich freue mich, dass so viele brilliante junge Leute aktive Forschung betreiben», sagte er. «Und ich freue mich, dass meine Entdeckungen sie inspirieren.»

Abb. : Albert Fert (Quelle: CNRS)

Albert Fert fühlte nach der Zuerkennung des Nobelpreises «Demut» und war tief bewegt. «Ich wusste, dass der Preis für mich möglich war», sagte der Franzose am Telefon bei der Bekanntgabe in Stockholm. «Aber ich bin noch immer überrascht. Ich bin mehr als glücklich, den Preis mit Peter Grünberg zu teilen, ich habe gerade mit ihm gesprochen. Wir haben die Ergebnisse unserer Forschungsarbeit in fairer Weise ausgetauscht, selbst nachdem wir nicht mehr direkt kooperiert haben. Es ist fantastisch, die Kraft unserer Entdeckung zu sehen.»

Fert wurde am 7. März 1938 in der mittelalterlichen Stadt Carcassonne geboren. Nach dem Mathematik- und Physikstudium in Paris ging er zunächst nach Grenoble. Im Anschluss an den Militärdienst 1964/65 wechselte er an die Pariser Universität XI, wo er am Labor für Festkörperphysik Orsay arbeitete. Seit 1976 ist Fert in Paris Professor für Physik. Zugleich ist er Ehrendoktor der Technischen Universität Kaiserslautern - der Fachbereich Physik habe ihm im vergangenen Jahr diese Ehre verliehen, da es mit Fert seit langem wissenschaftliche Beziehungen gebe, teilte die Hochschule mit.

Für seine Entdeckung des Riesenmagnetowiderstands und die damit verbundenen Beiträge zu einem neuen Gebiet der Elektronik, der so genannten Spintronik, wurde Fert unter anderem 1994 mit dem Großen Preis der französischen Physikgesellschaft und 2003 mit der Goldmedaille des nationalen französischen Forschungszentrums CNRS ausgezeichnet. Mit Grünberg teilte sich Fert unter anderem den Internationalen Preis für Neue Materialien 1994 der American Physical Society, den Hewlett-Packard-Europhysics-Preis der Europäischen Physikergesellschaft EPS sowie in diesem Jahr den Japan Prize und den israelischen Wolf Prize.

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