Asteroid oder Komet?
Spitzer-Daten belegen: bislang als drittgrößter erdnaher Asteroid eingestufter „Don Quixote“ besitzt einen Schweif.
Seit seiner Entdeckung 1983 galt der Himmelskörper als Asteroid – wenn auch mit einer stark kometenähnlichen Bahn. Jetzt sind Planetenforscher allerdings mit dem Weltraum-Teleskop Spitzer einem Geheimnis des vermeintlichen Asteroiden auf die Spur gekommen: Don Quixote zeigt mit einem schwachen Schweif und einer Koma aus Staub und Gas deutlich, dass er zu den aktiven Kometen gehört. Zu diesem Ergebnisse kamen Wissenschaftler am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Diese Entdeckung konnte nur mit dem empfindlichen Infrarot-Teleskop Spitzer erreicht werden – Teleskope auf der Erde reichen dafür nicht aus“, betont Michael Mommert von der Northern Arizona University (NAU), der die Forschungsarbeit als Doktorand am DLR durchführte. Mit der Methode können wahrscheinlich auch andere Asteroiden als Kometen entlarvt werden.
Abb.: Don Quixote zeigt sowohl eine Koma als auch einen schwachen Schweif, rechts hervorgehoben durch Substraktion der Koma. (Bild: NASA / JPL-Caltech / DLR / NAU)
Schon seit längerem stand (3552) Don Quixote ganz oben auf der Liste der Asteroidenkandidaten mit einem Ursprung als Komet: „Seine Umlaufbahn ähnelt einem Kometen, er hat auch eine sehr dunkle Oberfläche, die auf einen Kometen hinweist – nur die physikalischen Beweise fehlten bisher“, erläutert DLR-Planetenforscher Alan Harris. So ging man davon aus, dass der Asteroid eigentlich ein inaktiver, toter Komet ist. Dass nun sogar Beweise für seine kometäre Aktivität vorliegen, verdanken die Wissenschaftler auch ein wenig dem Zufall. Die Aufnahme mit dem Infrarot-Teleskop wurde zu lange belichtet, auf dem Bild zeigte sich dadurch allerdings ein schwacher Kometenschweif und eine Koma aus Staub und Gas um Don Quixote herum. Die Planetenforscher wurden aufmerksam und analysierten die Infrarot-Aufnahmen des Himmelskörpers erneut.
Bisher wird Don Quixote mit seinen 19 Kilometern Durchmessern als drittgrößter erdnaher Asteroiden in den Katalogen der Planetenforscher geführt. „Diese Klassifizierung wird sehr wahrscheinlich geändert“, sagt Harris. Die Entscheidung darüber trifft die International Astronomical Union. Das Bild des Himmelskörpers hat sich bereits jetzt schon deutlich geändert: Don Quixote müsste nach der Einschätzung der Wissenschaftler der Northern Arizona University und des DLR ein nasser Himmelskörper sein und wie alle aktiven Kometen noch über große Mengen Kohlendioxid und Wassereis verfügen.
Bei (3200) Phaethon verhielt es sich gerade umgekehrt: Da seine Bahn entlang der Staubwolke führt, die den Meteorstrom der Geminiden bewirkt, hielten Astronomen ihn für einen erloschenen Kometen. Infrarot-Aufnahmen offenbarten jedoch, dass er aus festem Gestein besteht und auch in Sonnennähe keine Emissionen zeigt.
Schätzungsweise fünf Prozent der gesamten erdnahen Asteroiden waren ursprünglich Kometen, die ihre flüchtigen Bestandteile vor langer Zeit verloren haben, stellten Michael Mommert und ein Wissenschaftler-Team in einer vorhergehenden Studie fest. Vergleichbar wie Don Quixote könnten aber auch weitere vermeintlich tote erdnahe Kometen noch Kohlendioxid und Wassereis mit sich tragen. „Mit den Beobachtungen im Infrarotbereich wissen wir jetzt, dass es sich lohnt, weitere Objekte im Weltraum mit dieser Methode zu untersuchen“, so Harris. Vorgestellt werden die Ergebnisse, die im Rahmen eines Projekts der NAU entstanden, auf dem diesjährigen European Planetary Science Congress in London.
DLR / DE