29.11.2006

Astronaut Reiter im Chat

Der deutsche Astronauten Thomas Reiter stand beim ersten Video-Internet-Chat mit der Raumstation Rede und Antwort.

Astronaut Reiter im Chat

Paris (dpa) - Tausende Internetnutzer wollten es vom deutschen Astronauten Thomas Reiter genau wissen: Wie schläft man in einer Raumstation? Kann man in der Schwerelosigkeit duschen? Und kann man den Klimawandel aus dem All sehen? Am Dienstagabend konnten die zahlreichen Fragen nun endlich direkt an den Astronauten im Weltraum gestellt werden. Geduldig stand Reiter beim ersten Video-Internet-Chat mit der Raumstation Rede und Antwort.

Der Live-Chat wurde über eine Moskauer Bodenstation in das Europäische Astronautenzentrum Köln der ESA übertragen. T-Online hatte den Chat organisiert und stellte auch den Moderator Thorsten Duin. Kurz vor 21.30 Uhr kam das erste Bild noch etwas wackelig auf die Schirme. Dann funktionierte die Verbindung einwandfrei. Thomas Reiter, der sich gerade für den sechsmonatigen Einsatz «Astrolab» der Europäischen Weltraumorganisation ESA in der Raumstation befindet, beantwortete knappe zwanzig Minuten lang viele Fragen über seinen Alltag auf der Raumstation. Dann flog die internationale Raumstation ISS wieder aus dem Empfangsbereich des Moskauer Zentrums heraus.

Reiter hatte gerade sein tägliches Sportprogramm hinter sich und klärte auch schnell die Frage nach dem Duschen: «Mit dem Wasser müssen wir hier oben sehr sparsam umgehen», sagte der erfahrene Astronaut. «Deshalb gibt es nur imprägnierte Handtücher. Mit denen klappt es aber auch ganz gut, sich sauber zu halten.» Und das ist bei zweieinhalb Stunden Sport pro Tag, um dem Muskelschwund in der Schwerelosigkeit vorzubeugen, auch wichtig.

Für die ESA und ihren Medienpartner T-Online war diese Video-Verbindung etwas ganz besonderes. Es war das erste Mal, dass auch ein breiteres und vor allem junges Publikum die Gelegenheit hatte, mit der internationalen Raumstation ISS in Kontakt zu treten. Ein Anliegen der Organisation ist es, die jungen Menschen für die Forschung und Technik zu begeistern. Thomas Reiter begleitet auf der internationalen Raumstation ISS wissenschaftliche Experimente in den Bereichen Medizin, Physik, Materialwissenschaften und Biochemie.

Die Chatter wollten auch wissen, wie der 48-jährige Astronaut sich fühlt, wenn er über seinen Heimatort fliegt. Mit einer Geschwindigkeit von 28 000 Kilometern pro Stunde 400 Kilometer über der Erde sei es gar nicht so einfach, diesen überhaupt ausfindig zu machen. Doch auch Umweltkatastrophen kann Thomas Reiter gut aus dem Weltraum erkennen. Als in Nordamerika ein großer Waldbrand wütete, sei der Rauch bis über den Atlantik gezogen, berichtete er im Video-Chat.

Schlafprobleme hat der ehemalige Kampfpilot keine. «Ich schwebe eigentlich in meinem Schlafsack und muss mich nicht entscheiden, ob ich auf dem Bauch oder auf dem Rücken liegen will», erzählt er. Doch nach sechs Monaten im Weltraum freut Reiter sich schon wieder auf sein eigenes Bett zu Hause, «auf die Familie, die Freunde». Mitte Dezember kommt der Astronaut mit der amerikanischen Raumfähre «Discovery» auf die Erde zurück.

Elisabeth Brunmayr, dpa

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