22.01.2013

Bonjour science!

50 Jahre Elysée-Vertrag – die deutsch-französische Freundschaft wirkt auch in der Wissenschaft.

Deutsch-französische Forschergruppen veröffentlichen pro Tag etwa 20 Artikel. Das vermeldet die Wissenschaftliche Abteilung der Französischen Botschaft aus Anlass des heutigen 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Nicht nur in der europäischen Politik, sondern auch in der europäischen Forschung hat das Gespann Frankreich und Deutschland ein besonderes Gewicht. Rund die Hälfte des europäischen Forschungsbudgets wird von den beiden Ländern aufgebracht. Der Anteil Deutschlands und Frankreichs an den weltweiten Ausgaben für Forschung und Entwicklung liegt bei zehn Prozent, was etwa 110 Milliarden Euro jährlich entspricht.

Eines der ersten und auch heute noch sichtbaren Zeichen der deutsch-französischen Zusammenarbeit ist das Institut Laue Langevin (ILL) im französischen Grenoble. Fast genau vier Jahre nach dem Elysée-Vertrag besiegelten die Vertreter Deutschlands und Frankreichs die Gründung dieser Großforschungsanlage für die Forschung mit Neutronenstrahlen. Dort arbeiten mittlerweile rund 1500 Forscher aus über 40 Ländern. Mehr als 800 Experimente werden jährlich am ILL durchgeführt.

Das Institut Laue Langevin im französischen Grenoble ist seit über vier Jahrzehnten sichtbares Zeichen der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Forschung. (Foto: ILL / Peter Ginter)

Initiatoren waren der französische Physik-Nobelpreisträger Louis Néel und Heinz Maier-Leibnitz, der Vater der Neutronenforschung in Deutschland. Maier-Leibnitz war auch der Gründungsdirektor des ILL von 1967 bis 1972, als der offizielle Experimentierbetrieb am Forschungsreaktor begann. „Aus wissenschaftlicher Perspektive bleibt das ILL ein schlagkräftiges und sichtbares Beispiel für den gemeinsamen Erfolg und Wohlstand der beiden Länder seit Unterzeichnung des historischen Vertrags“, betont der wissenschaftliche Direktor des ILL, Helmut Schober.

Unterstützung erfuhr Maier-Leibnitz von Wolfgang Gentner, der schon als junger Physiker von 1933 bis 1935 am Radium-Institut in Paris forschte, damals noch unter Leitung von Madame Curie. Während der deutschen Besetzung von Paris wurde er zum Radiuminstitut der Sorbonne zwangsabgeordnet. In dieser Zeit tat Genter viel für seine französischen Kollegen tun, wurde aber im Frühjahr 1942 nach einer Denunziation aus Paris abkommandiert. Sein Verhalten wurde 1965 von französischer Seite durch die Ernennung zum Offizier der französischen Ehrenlegion gewürdigt. Seit 1986 verleihen die DPG und die Société Françáise de Physique den Gentner-Kastler-Preis und würdigen neben Genter den französischen Physik-Nobelpreisträger Alfred Kastler, der sich sich nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Aussöhnung mit dem ehemaligen Kriegsgegner Deutschland engagierte.

Aus Anlass des 15. Deutsch-Französischen Ministerrats, mit dem beide Regierungen 50 Jahre Elysée-Vertrag ehren, kamen heute Bundesministerin Annette Schavan und ihre französische Amtskollegin, Geneviève Fioraso, Ministerin für Hochschulen und Forschung, in Berlin zu ihrem ersten bilateralen Treffen zusammen. Die beiden Ministerinnen vereinbarten, die Zusammenarbeit im Bereich Energieforschung sowie der Digitalen Informationstechnologien zu verstärken und bei den Verhandlungen des nächsten EU- Forschungsrahmenprogramm „Horizont 2020“ an einem Strang zu ziehen.

Beide Länder wollen vom 15. bis 19. April in Paris diese Maßnahmen und das deutsch-französische Kooperationspotential im Hochschul- und Forschungsbereich noch sichtbarer machen. In Anwesenheit beider Ministerinnen werden in einer festlichen Eröffnungsveranstaltung am 15. April der Gay-Lussac-Humboldt-Preis an exzellente französische und deutsche Wissenschaftler verliehen sowie ein Kooperationsvertrag zwischen den beiden nationalen Akademien der Wissenschaften unterzeichnet.

Französische Botschaft / ILL / BMBF / Alexander Pawlak

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