21.02.2005

Carl Friedrich Gauß

Am 23. Februar 2005 erinnert Göttingen an den 150. Todestag von Carl Friedrich Gauß und feiert das Gaußjahr.


Carl Friedrich Gauß

Am 23. Februar erinnert Göttingen an den 150. Todestag des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und feiert das Gaußjahr.

Göttingen (dpa) - Hätte es im 18. Jahrhundert schon so etwas wie «Wetten, dass...?» gegeben - ein Vorgänger von Thomas Gottschalk hätte den kleinen Carl Friedrich Gauß wohl als Rechenkünstler präsentiert. Denn der 1777 in Braunschweig geborene Junge konnte mit Zahlen umgehen, wie kein anderer. Mit neun Jahren verblüffte er seinen Lehrer, als er im Kopf die Zahlen von 1 bis 100 blitzschnell addierte. Resultat: 5050. Gauß' Trick: Er hatte erkannt, dass sich 50 Zahlenpaare mit der Summe 101 bilden lassen (1+100, 2+99 und so weiter) und das Ergebnis somit 50 mal 101 beträgt. Die Stadt Göttingen, wo Gauß als Forscher lebte, feiert aus Anlass seines 150. Todestages am 23. Februar 2005 ein «Gaußjahr».

Zahlen müssen Gauß, der nach den Worten der Hamburger Wissenschaftshistorikerin Prof. Karin Reich «zu den bedeutendsten Mathematikern der Weltgeschichte» gehört, mit in die Wiege gelegt worden sein. Er habe eher rechnen als reden können, sagte der Gelehrte einmal über sich selbst. Dass er als Kind armer Eltern zu wissenschaftlichem Weltruhm kam, verdankt Gauß dem damaligen Braunschweiger Landesherrn Carl Wilhelm Ferdinand. Denn der Herzog sorgte für Carl Friedrichs Schul- und Universitätsausbildung.

Mit 19 Jahren überraschte Gauß die Fachwelt erstmals mit dem mathematischen Beweis für die Konstruierbarkeit des regulären 17-Ecks. Schlagartig berühmt wurde er fünf Jahre später. 1801 hatte der italienische Astronom Giuseppe Piazzi den Kleinplaneten Ceres entdeckt, diesen wenig später aber wieder aus den Augen verloren. «Es ist das Genie eines jungen Mathematikers, das den verschwundenen Stern wieder in das Gesichtsfeld der Astronomen rückt», schreibt der langjährige Leiter des Max-Planck-Instituts für Astrophysik in Garching, Prof. Rudolf Kippenhahn. Mit einer selbst entwickelten Methode hatte Gauß die Umlaufbahn des Planeten berechnet. Das Verfahren ist noch heute weitgehend gültig.

1807 wurde Gauß Professor für Astronomie in Göttingen, wo er bis zu seinem Tod blieb. Er entwickelte in Göttingen nicht nur zahlreiche mathematische Methoden und Formeln, die seinen Namen tragen, wie die Gaußsche Normalverteilung oder die Gaußsche Krümmung. Er war auch auf anderen Gebieten richtungweisend. Er trug maßgeblich zur Entwicklung optischer Instrumente bei, entwickelte neue Verfahren zur Landvermessung und erfand zusammen mit Wilhelm Weber den elektromagnetischen Telegrafen.

Schließlich legte der vielseitige Gelehrte, dessen Porträt den Zehnmarkschein zierte, auch die Grundlagen der modernen Versicherungsmathematik. Als er die Witwenkasse der Universität verwaltete, berechnete er die Versicherungsbeiträge auf der Grundlage von Mortalitätsraten und Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Doch in welcher Disziplin Gauß auch immer forschte: «Für ihn war die Mathematik die Königin der Wissenschaften und die Arithmetik die Königin der Mathematik», meint Reich. Bis ins hohe Alter hinein behielt er zudem die Gabe, selbst die kompliziertesten Rechnungen im Kopf auszuführen. Lukrative Angebote anderer Universitäten im In- und Ausland lehnte Gauß stets ab. Er wollte in Göttingen bleiben. Denn man könne «nirgends eine größere Wärme für diejenigen Bestrebungen antreffen, die darauf gerichtet sind, der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen». Glück für Göttingen. Denn mit seinen Arbeiten habe Gauß das Renommee der Universität bis heute nachhaltig geprägt, sagt Sprecherin Marietta Fuhrmann-Koch.

Der Vorsitzende der Göttinger Gauß-Gesellschaft, Werner Tönsmann, hält Gauß zudem für ein gutes Vorbild. Der Gelehrte habe sich ausgezeichnet durch Beharrlichkeit bei der Arbeit. Er sei sachlich, unvoreingenommen und selbstkritisch gewesen, aber auch standfest, wenn es galt, das als wissenschaftlich richtig Erkannte zu verteidigen, zudem stets bereit, schlüssige Gegenbeweise gelten zu lassen. Alles Tugenden, meint Tönsmann, die heute als wichtige Schlüsselqualifikationen gelten.

Matthias Brunnert, dpa

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