28.02.2011

Chemie für alle

Die Unesco hat 2011 zum Internationalen Jahr der Chemie erklärt.

Wenn es heißt „Da ist Chemie drin“, dann ist das oft nicht sonderlich positiv gemeint. Dabei kommen wir im Alltag ohne die Erkenntnisse und Produkte der chemischen Industrie nicht aus, egal ob es sich um Lebensmittel, Medikamente oder Kunststoffe handelt. Das Internationale Jahr der Chemie, das die „International Union of Pure and Applied Chemistry“ (IUPAC) initiiert und schließlich die UN-Vollversammlung für 2011 ausgerufen hat, hat sich auf die Fahne geschrieben, die Faszination und die Relevanz der Chemie als Wissenschaft wie als Innovationstreiber zu vermitteln. Das Jahr erinnert auch daran, dass Marie Curie vor hundert Jahren als erste Frau einen Chemie-Nobelpreis erhielt. Außerdem wurde 1911 die International Union of Chemical Societies gegründet, welche dem wachsenden Bedarf an internationaler Zusammenarbeit und Standardisierung von Nomenklatur und Messwesen Rechnung trug.

Die Unesco startete das Wissenschaftsjahr am 27. Januar mit einer großen Veranstaltung in Paris, der die Kernphysikerin Hélène Langevin-Joliot, Enkelin von Marie Curie, und der Chemienobelpreisträger ­Jean-Marie Lehn mit ihren Vorträgen besonderen Glanz verliehen. Bei einer Veranstaltung am 9. Februar in Berlin läutete Bundeskanzlerin Angela Merkel das Internationale Jahr der Chemie auch in Deutschland ein. „Die Chemie ist eine der wichtigsten Branchen in Deutschland und wir brauchen junge Menschen, die sich für Chemie begeistern“, betonte sie in ihrer Ansprache.

Den großen Stellenwert der Chemie für die deutsche Wirtschaft belegen die Zahlen: Mit einem Jahresumsatz von 170 Milliarden Euro ist die Chemie nach der Automobil­industrie die forschungsintensivste Branche in Deutschland. Gut ein Sechstel davon stammt von Neuentwicklungen aus den letzten drei Jahren. Die F&E-Aufwendungen beliefen sich im Jahr 2010 auf rund 9,4 Milliarden Euro. Mehr als 40 000 Menschen arbeiten in den Forschungslabors der Chemie und damit fast jeder zehnte Beschäftigte in der chemischen Industrie.
Leitmotiv der Berliner Auftaktveranstaltung wie auch des Internationalen Jahres der Chemie insgesamt ist die Bedeutung der Chemie für den Erhalt von Lebensqualität, etwa in Bezug auf sichere Lebensmittel und wirksame Medikamente, sowie die Lösungen der globalen Herausforderungen wie Wasser- und Ener­gieversorgung. „Heute brauchen wir das schöpferische Potenzial der Chemie mehr denn je. Ihre Erkenntnisse, Verfahren und Produkte sind unverzichtbar für eine nachhaltige Entwicklung unserer Welt“, betonte Michael Dröscher, der Sprecher des „Forums Chemie“, an dem sich die maßgeblichen Verbände der chemischen Forschung und Industrie in Deutschland beteiligen. Die Chemie leiste entscheidende Beiträge für die Entwicklung neuer Materialien und Werkstoffe. Dröscher nannte als Beispiel organische lichtemittierende Dioden (OLEDs), wie sie in Displays zum Einsatz kommen. Insbesondere immer brillantere Farben und geringerer Energieverbrauch erforderten eine stetige Weiterentwicklung der dafür eingesetzten Materialien.

„Die Chemie stellt eine wesentliche Voraussetzung dar, wenn wir einen nachhaltigen, ‚grünen‘ Lebensstil realisieren wollen“, betonte auch der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Klaus Engel. Besondere Herausforderungen stellt insbesondere die Entwicklung nachhaltiger Materialien für Solarzellen, Windkraftanlagen oder neuartige Batterien dar. Solche Innovationen seien nur mit Know-how und Produkten der Chemie möglich, betonte der VCI-Präsident. Engel machte aber auch deutlich, dass Deutschland seine Zukunft nicht nur als Forschungsstandort sichern könne: „Auch Produktion muss hierzulande stattfinden, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben und neue entstehen können.“

Über das gesamte Jahr hinweg bietet das Forum Chemie ein umfangreiches Programm für die breite Öffentlichkeit. Veranstaltungen, Ausstellungen, Tage der offenen Tür in Hochschulen und Unternehmen sowie ein Schülerwettbewerb sollen vielfältige Gelegenheiten ­bieten, um die Welt der Elemente und ­Reaktionen zu entdecken.

Alexander Pawlak

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