Deutsche Wirtschaft trotz Risiken robust
Gute Nachrichten von der deutschen Wirtschaft: Trotz der Abkühlung der europäischen Konjunktur und zunehmender Risiken zeigt sich die Wirtschaft nach wie vor robust.
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Gute Nachrichten von der deutschen Wirtschaft: Trotz der Abkühlung der europäischen Konjunktur und zunehmender Risiken zeigt sich die Wirtschaft nach wie vor robust. Die Exporte leiden zwar unter der schwächeren Nachfrage der europäischen Nachbarn, doch sie profitieren von neuen Märkten. Der Eurokurs fällt weiter und entlastet damit die Exporteure. Ungeachtet der Konjunkturrisiken erwartet die Baubranche auch für 2009 keine Einbrüche für die Bauwirtschaft insgesamt. Das bis ins Frühjahr kräftige Wirtschaftswachstum hat die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im ersten Halbjahr auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2000 sinken lassen. Trotzdem hat das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr deutlich gesenkt.
Das IWH rechnet nun mit einem Plus von 1,8 Prozent, im Juli waren noch 2,3 Prozent erwartet worden. Als Gründe für die geringere Erwartung nannte das Institut Einflüsse der weltweit abgekühlten Konjunktur sowie der internationalen Finanzmarktkrise. Hohe Energie- und Rohstoffpreise belasteten zudem die Unternehmen weiter. Die Arbeitslosenquote werde 2008 bei 7,6 Prozent liegen. Für 2009 rechnet das IWH in Deutschland mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent.
Eine wichtige Stütze für das Wachstum bleibt allerdings der Export. «Wichtige Handelspartner in der Eurozone zeigen eine konjunkturelle Schwäche, die aber durch das dynamische Geschäft mit Drittländern aufgefangen wird», erklärte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner. So steigerten die Exporteure im Juli nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ihre Ausfuhren in Länder außerhalb Europas um zehn Prozent. Insgesamt verkauften sie Waren im Wert von 87,1 Milliarden Euro, das waren sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber dem Vormonat sanken die Ausfuhren leicht um 1,7 Prozent. Grund dafür war die geringere Nachfrage aus den schwächelnden europäischen Nachbarländern, der starke Euro und die hohen Ölpreise.
Laut BGA arbeiten die Exporteure derzeit noch ihre dicken Auftragspolster ab. Der Bundesverband erwartet für das Gesamtjahr einen soliden Exportzuwachs von sechs Prozent. Auch den Titel des Exportweltmeisters dürfte Deutschland 2008 voraussichtlich wieder verteidigen. Der Euro sank wegen der sich eintrübenden Konjunktur knapp unter 1,41 US-Dollar. Dies ist ein Wettbewerbsvorteil für deutsche Firmen, weil der starke Euro Waren im außereuropäischen Ausland bislang übermäßig verteuert hatte. Wegen der kräftigen Zunahme der Einfuhren sank der Überschuss der deutschen Handelsbilanz - als Saldo von Exporten und Importen - gegenüber dem Vorjahr von 18,1 auf 13,9 Milliarden Euro. Die Importe stiegen vor allem wegen der höheren Preise für Erdöl, Erdgas und Strom um 15,7 Prozent.
Auch die Bauindustrie zeigte sich vorsichtig optimistisch. Nach jahrelanger Talfahrt am Bau sei 2008 mit einer durchschnittlichen Umsatzzunahme um vier Prozent und 2009 um 2,5 Prozent zu rechnen, teilte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Hans-Peter Keitel, in Berlin mit. Bei Baupreis-Steigerungen von 2 bis 3 Prozent bedeute dies ein reales Wachstum um 1,0 Prozent in diesem und 0,5 Prozent im nächsten Jahr. Die Auftragsbücher im Wirtschaftsbau und durch staatliche Investitionen seien sehr gut gefüllt, sagte Keitel. Dagegen habe sich der Wohnungsbau anders als erhofft bisher nicht vom tiefen Einbruch in 2007 erholt. 2008 werde die Zahl der Beschäftigten am Bau um 1,6 Prozent auf rund 700 000 weiter sinken. Dies liege nicht an fehlenden Stellen, sondern am Fachkräftemangel.
Der Trend beim Export wird in den kommenden Monaten wohl nach unten zeigen. «Der große Boom beim Export ist vorüber», sagte Ralph Solveen von der Commerzbank. Bislang zeige sich die deutsche Konjunktur aber widerstandsfähig. Neben dem Export lieferte das Bundesamt am Dienstag gute Nachrichten von den Insolvenzen. Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ging im ersten Halbjahr - infolge der bis zu Jahresbeginn florierenden Konjunktur - um 8,3 Prozent auf 14 650 zurück. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank sogar um 9,8 Prozent. Hier wurden 48 466 Fälle gemeldet.
Marion Trimborn, dpa