24.11.2023

Deutscher Zukunftspreis für Niederfeld-MRT

Stephan Biber, David Grodzki und Michael Uder wurden vom Bundespräsidenten ausgezeichnet.

Michael Uder, Direktor des Radio­logischen Instituts des Uniklinikums Erlangen, ist diese Woche mit seinen zwei Teamkollegen von Siemens Healthineers mit dem Deutschen Zukunfts­preis 2023 ausgezeichnet worden. Gemeinsam mit Stephan Biber und David Grodzki war Uder an der Entwicklung des Magnetom Free beteiligt, einer Plattform für Magnetresonanz­tomografie (MRT) mit niedriger Feldstärke. „Der Gewinn des Zukunftspreises ist eine große Ehre und besondere Anerkennung für das ganze Team. Damit wird auch die jahrelange enge Zusammenarbeit von Uniklinikum und Siemens Healthineers gewürdigt“, sagt Uder.

Abb.: David Grodzki, Stephan Biber und Michael Uder erhalten den Deutschen...
Abb.: David Grodzki, Stephan Biber und Michael Uder erhalten den Deutschen Zukunftspreis vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
Quelle: Siemens Healthineers

„Über die Hälfte der Weltbevölkerung hat aktuell keinen Zugang zu MRT, da die komplexe Technologie an vielen Orten nicht installiert oder betrieben werden kann. Die Bildgebungstechnologie ist aber für zahlreiche Erkrankungen von zentraler Bedeutung. Um dieses Miss­verhältnis zu beseitigen, musste die MRT grundlegend neu gedacht werden“, erläuterte Michael Uder. „Indem wir mehrere Variablen verändert und innovativ miteinander kombiniert haben, ist es gelungen, ein System zu kreieren, von dem künftig weltweit viele Menschen profitieren werden. So kann die Erlanger Neuent­wicklung eine entscheidende Rolle für viele Patientinnen und Patienten spielen – gerade in wirtschaftlich wenig entwickelten Regionen.“

Ein verlässliches MRT-Gerät ist groß, komplex und teuer. „Deswegen steht die Technologie vorwiegend Patientinnen und Patienten in Industrie­staaten zur Verfügung“, sagt Uder. „Uns war klar, dass viele der infra­strukturellen und betrieblichen Hindernisse überwunden werden müssen, damit künftig mehr Menschen von dem Bildgebungs­verfahren profitieren können. Ärztinnen und Ärzte weltweit benötigen es, um Krankheiten frühzeitig und eindeutig zu diagnostizieren.“ Die Magnetresonanz­tomografie ist strahlungsfrei und kommt insbesondere bei orthopädischen Beschwerden, neurologische Erkrankungen und Krebs zum Einsatz. „Der Zugang zu einem MRT-Gerät kann also konkret Leben retten“, betonte der Wissenschaftler.

Gemeinsam mit Biber und Grodzki von Siemens Healthineers arbeiteten Uder und sein Team am Uniklinikum Erlangen seit 2012 an einer Neuentwicklung. Das Ergebnis ist Magnetom Free – eine kostengünstige und energie­effiziente Systemplattform, die den Zugang zur Magnetresonanz­tomografie stark vereinfacht. „Nun können MRT-Geräte auch dort aufgestellt und betrieben werden, wo dies bisher nicht möglich war“, stellte Michael Uder klar. Von konventionellen MRT-Geräten unterscheidet sich die Neuent­wicklung in einigen Punkten: Statt bisher über eintausende Liter werden bei Magnetom Free nur 0,7 Liter Helium benötigt. Dazu verfügt das System über einen geschlossenen Kreislauf, der außerdem den Vorteil hat, dass das Gerät beim Transport oder bei Stromausfällen kein Helium verliert. 

Zur Erzeugung der erforderlichen 0,55 Tesla reicht ein konventioneller Elektromagnet aus. Zum Vergleich: Hochmoderne MRT-Geräte mit bis zu sieben Tesla benötigen supra­leitende Magnetspulen. Mit der Reduzierung der Feldstärke gehen allerdings auch Qualitätseinbußen einher: Diese werden durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ausgeglichen. Magnetom Free ist keine zwei Meter hoch und wiegt nur drei Tonnen. Anders als konventionelle Geräte passt das neue System durch normale Türen. Bei dem neuen Gerät konnte der Röhren­durchmesser auf achtzig Zentimeter vergrößert werden. Dies ermöglicht die Untersuchung adipöser Patientinnen und Patienten und erleichtert sie für Kinder sowie Menschen mit Klaustrophobie. Und das ganze System wurde so vereinfacht, dass mit Magnetom Free auch unerfahrene Nutzerinnen und Nutzer MRT-Untersuchungen sicher und mit qualitativ hochwertigen Ergebnissen durchführen können.

Die Markt­einführung von Magnetom Free erfolgte bereits 2021. „Dass wir es tatsächlich geschafft haben, Menschen den Zugang zu MRT-Untersuchungen zu ermöglichen, für die das bisher undenkbar war, erfüllt mich mit Stolz“, sagte Prof. Uder und verwies auf Installationen in Brasilien, Indien und Angola. Im Jemen konnte sogar das erste moderne MRT seit über zehn Jahren installiert werden. Die beiden Systeme der Magnetom-Free-Plattform, Magnetom Free.Max und Magnetom Free.Star, sind in fast 50 Ländern der Welt installiert. Darunter sind sowohl Schwellen- und Entwicklungs­länder, aber auch Industrie­länder wie Deutschland und USA. 

Für den Deutschen Zukunftspreis werden jährlich nach einem mehrstufigen Verfahren nur drei Einzelpersonen oder Teams nominiert. Die Verleihung an das endgültig ausge­zeichnete Projekt erfolgt dann im November oder Dezember durch den deutschen Bundespräsidenten. Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert.

FAU / Siemens Healthineers / JOL

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