31.03.2016

Die Herkunft des Goldes

Berechnungen zu schnellem Neutroneneinfang weist auf Entstehungsprozesse schwerer Elemente in Sternexplosionen hin.

Der Ursprung der chemischen Elemente im Universum ist eines der ungelösten Rätsel in den Natur­wissenschaften. Eine Kollaboration von zwei nuklearen Astro­physikern der Technischen Universität Darmstadt – Dirk Martin und Almudena Arcones – und zwei Kern­physikern der Michigan State University – Witold Nazarewicz und Erik Olsen – fand nun heraus, auf welche Weise die Eigenschaften der Kern­wechsel­wirkung die Entstehung der schwersten Elemente in unserem Universum beeinflussen.

Die schweren Elemente in unserem Sonnensystem – wie zum Beispiel Gold und Uran – entstanden durch eine komplexe Verkettung von Kern­reaktionen und -zerfällen, auch bekannt als der „rapide Neutronen­einfangs­prozess“ (r-Prozess). Dieser Mechanismus benötigt extrem hohe Neutronen­dichten sowie kurz­lebige, exotische Isotope, die sich in derzeit existierenden Beschleuniger­anlagen nicht erzeugen lassen. Momentan stammen die einzigen Informationen über diese Bedingungen aus theoretischen Modellen, welche auf extreme Extra­polationen zu Bereichen in der Nuklid­karte angewiesen sind, für die es keine experimentellen Daten gibt. Die beiden favorisierten astro­physikalischen Szenarien für den r-Prozess sind katastrophale Kernkollaps-Supernova-Explosionen und die Verschmelzung von Neutronen­sternen. In ihrer Arbeit sagen die Wissen­schaftler die Herstellung der Elemente im r-Prozess mithilfe von verschiedenen Modellen für die Kern­wechsel­wirkung voraus.

In ihrem neuen Artikel bestimmen die Wissenschaftler zum ersten Mal systematische Unsicherheiten für vorhergesagte Häufigkeits­verteilungen, die direkt mit der Massen­modellierung zusammen­hängen, für realistische astro­physikalische Szenarien.

Das Ergebnis wird in Zukunft nützlich sein, um Regionen in der Nuklid­karte zu identifizieren, die kritisch für die Entstehung der schweren Elemente sind. Die beiden gerade im Bau befindlichen Beschleuniger­anlagen FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) in Darmstadt und FRIB (Facility for Rare Isotope Beams) in Michigan werden auf diesem Gebiet weltführend sein und wichtige Messungen zur Über­prüfung dieser Vorher­sagen durchführen. Während es immer noch nicht möglich ist, zu bestimmen, ob beispiels­weise das Gold im Schmuck oder das Dysprosium im Motor eines Elektro­fahrzeugs aus kollidierenden Neutronen­sternen oder einer Supernova-Explosion stammt, sind die Wissenschaftler dem Verständnis des astro­physikalischen Ursprungs näher denn je.

TU Darmstadt / DE

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