06.07.2012

Drin oder nicht?

Intelligentes Torliniensystem von Fraunhofer bei der FIFA im Finale.

Tor oder kein Tor? Bei der Beantwortung dieser Frage will Fußball-Weltverband FIFA künftig auf Technikunterstützung setzen. Das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 5. Juli, entschieden, die Torlinientechnologien GoalRef und Hawk-Eye bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft und beim Confederations Cup einzusetzen. Bei erfolgreichem Ergebnis wird grünes Licht für den breiten Einsatz von Torlinientechnik gegeben.

Abb.: Ist der Ball mit vollem Umfang hinter der Linie, erhält der Schiedsrichter eine Bestätigung auf seiner speziellen Armbanduhr. (Bild: Fh.-IIS)

„Die Technik funktioniert ähnlich wie der Diebstahlschutz im Kaufhaus“, erläutert René Dünkler, Sprecher des GoalRef Projekts, das System. Zehn Antennen, hinter Pfosten und Querlatte liegend, erzeugen und überwachen ein schwach magnetisches Feld. Sobald sich der Ball der Torlinie nähert, wird das Feld von dünnen Spulen im Fussball beeinflusst. Ein Prozessor stellt anhand der Antennensignale eindeutig fest, ob das Leder die Torlinie mit vollem Umfang überschritten hat oder nicht.

„Man kann sich GoalRef als einen unsichtbaren Vorhang vorstellen, der hinter Querlatte und Torlinie gespannt ist. Sobald der Ball diesen ‚Vorhang‘ komplett passiert, wird ein Tor erkannt“, sagt Ingmar Bretz, Projektleiter von GoalRef. Diese Information sendet das System automatisch über verschlüsselte Funksignale in Echtzeit an die Schiedsrichter, deren Spezialarmbanduhren das Ereignis visuell und mittels Vibration anzeigen.

Nach einigen Fehlentscheidungen – unter anderem bei der bei der WM 2010 mit dem für England nicht gegebenen Tor im Spiel gegen Deutschland – hatte die FIFA den möglichen Einsatz von technischen Hilfsmitteln untersuchen lassen. Zunächst wurden acht Torlinientechnologie-Systeme im November und Dezember vergangenen Jahres im Auftrag des International Football Association Board getestet. Die Bewertungskriterien erstellte die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). Auf der Basis dieses Kriterienkatalogs konnten sich nur zwei Verfahren für die finale Testphase qualifizieren – GoalRef vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen sowie die kamerabasierte Lösung Hawk-Eye.

In der zweiten Prüfphase haben die unabhängigen Tester der EMPA im Labor, in Feldtests, im Training und bei Live-Profispielen die beiden Systeme auf Herz und Nieren geprüft. Insgesamt wurden jeweils mehrere tausend Torschüsse ausgewertet, um die Zuverlässigkeit zu beurteilen und zu prüfen, ob die Schiedsrichter auch sekundenschnell die Benachrichtigung erhalten.

„In den Tests und den Testspielen haben wir den Ball unseres langjährigen Entwicklungspartners, des dänischen Herstellers Select, verwendet“, erläutert René Dünkler. Peter Knap, CEO von Select und Derbystar: „Die Herausforderung war es, einen Ball zu entwickeln, der einem Schuss von Ronaldo standhält und gleichzeitig mit dem intelligenten Tor kommuniziert.“ Der iBall ist auch unter dem Namen Derbystar erhältlich. Zukünftig können Spielbälle weiterer Hersteller mit GoalRef-Technik ausgerüstet werden.

FhG / OD

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