Durchbruch für See-Windparks?
Die seit Jahren verzögerte Windstrom- Produktion in Nord- und Ostsee könnte jetzt mithilfe ausländischer Finanzinvestoren endlich in Gang kommen.
Durchbruch für See-Windparks?
Berlin/Hamburg (dpa) - Die seit Jahren verzögerte Windstrom- Produktion in Nord- und Ostsee könnte jetzt mithilfe ausländischer Finanzinvestoren endlich in Gang kommen. So wolle der bereits an der Deutschen Telekom beteiligte US-Finanzanleger Blackstone in das Windpark-Projekt «Meerwind» einsteigen, berichtete die «Financial Times Deutschland» (FTD). Dazu wolle sie 1 Milliarde Euro aufwenden. Die Windland Energieerzeugungs-GmbH in Berlin will im Windpark «Meerwind» nordwestlich von Helgoland zwei Abschnitte mit je 40 Anlagen und bis zu 400 Megawatt Gesamtleistung bauen. Der Pilotbetrieb soll bis 2012 beginnen. Eine Stellungnahme lehnte das Unternehmen auf Anfrage ab.
Experten werteten die Beteiligung eines branchenfremden Anlegers durchaus als Durchbruch für den massiven Ausbau des Windstroms, mit dem in wesentlich größerem Umfang als bisher Ersatzenergie bei Fortsetzung des geplanten Atomausstiegs zur Verfügung stünde. 2007 erreichte der Windstrom an Land einen Anteil von 14 Prozent an der Stromproduktion. Auch im Bundesumweltministeriums hieß es auf dpa- Anfrage, die Beteiligung großer Finanzinvestoren am Bau von Windanlagen auf See signalisierten die Erwartung, dass es in dem Geschäft mit Gewinnperspektiven endlich losgehe.
Die großen Energiekonzerne haben dagegen nach Einschätzung von Umweltschützern wegen der hohen Investitionskosten zu lange taktiert. Für sie ist die Stromproduktion aus den teilweise abgeschriebenen Atommeilern erheblich billiger. Allerdings sind E.ON und Vattenfall bereits an Pilotprojekten beteiligt. Als Hindernis entpuppte sich bisher auch das nötige und teure Leitungssystem für den Stromtransport an Land.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie (BWE), Ralf Bischof, sagte, die gerade beschlossene Erhöhung der Förderung für die offshore-Windenergie von 9 auf 15 Cent je Kilowattstunde habe «habe die Handbremsen für die teuren Investitionen gelockert. Die großen Energiekonzerne haben dagegen Investitionsverweigerung geübt.» Sie hätten sich die Claims vor der Küste verschafft, aber versäumt, rechtzeitig loszulegen. Jetzt komme es darauf an, dass sich neben ersten kapitalkräftigen Mittelständlern weitere Unternehmen an der Windenergie auf See beteiligten.
Für mehr als 20 Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee hat das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg bereits Genehmigungen erteilt. Bischof sprach von etwa 30 Parks. Im Bau ist jedoch noch kein Projekt. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee hat bis 2030 den Bau von 30 Offshore-Windparks angekündigt. Sie sollen eine installierte Leistung von bis zu 25 000 Megawatt erreichen und Deutschland unabhängiger von fossilen Energiequellen machen.