Ehrendoktor für Zeiss-Vorstand
Michael Kaschke wird heute von der Universität Jena ausgezeichnet.
Spätestens seit Zeiten von Carl Zeiss und Ernst Abbe ist Jena ein Zentrum der Optik in Deutschland. Und die Verbundenheit der beiden Gründungsväter des Unternehmens Zeiss mit der Jenaer Universität hat auch die enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft in diesem Bereich begründet, die bis heute lebt und einen wichtigen Teil des Erfolgs der Stadt Jena ausmacht. Diese lebendige Verbindung wird heute sichtbar, wenn die Physikalisch-Astronomische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Ehrendoktorwürde an Michael Kaschke, den Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG, verleiht. Kaschke wird ausgezeichnet „für seine Beiträge zur Femtosekundenspektroskopie und Anwendungen der Kohärenztomographie sowie für seine Verdienste in der optischen Industrie und für Bildung und Wissenschaft“, so der Urkundentext. Dahinter steckt ein Leben als Wissenschaftler, Hochschullehrer, Manager und Vordenker, das eng mit Jena verbunden in die ganze Welt ausstrahlt.
Abb.: Zeiss-Vorstandsvorsitzender Michael Kaschke erhält am 5. Februar 2018 die Ehrendoktorwürde der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. (Bild: Zeiss)
Der 1957 in Greiz geborene Michael Kaschke hat an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Physik studiert, 1986 promoviert und sich 1988 habilitiert. „In dieser Zeit hat er bedeutende Beiträge auf dem Gebiet der Erzeugung und Anwendung ultrakurzer Laserpulse geleistet, darunter auch eine der ersten Arbeiten auf dem Gebiet der Femtosekunden-Laserspektroskopie. Er hat damit dazu beigetragen, Jena schon vor der politischen Wende zu einem weltweit führenden Standort der Ultrakurzpuls-Laserphysik zu machen“, betont der Jenaer Laser-Experte Gerhard G. Paulus, der beim Festakt die Laudatio halten wird. Kaschke setzte seine Forschungen am Max-Born-Institut in Berlin und am IBM Research Center in den USA fort. 1992 trat er bei ZEISS ein „und machte sich auch dort schnell einen Namen als Wissenschaftler“, sagt Andreas Wipf.
Nach dem Überreichen der Urkunde wird der neue Ehrendoktor Kaschke einen Vortrag halten über „From Bench to Social Impact. Die Entwicklung der Kurzzeitlaserphysik von Grundlagen bis hin zu Goldstandards im Gesundheitswesen“. Darin werden auch seine Erfahrungen aus der Industrie einfließen. Denn Kaschke hat in seinen über 25 Jahren bei Zeiss unter anderem den Unternehmensbereich Medizintechnik verantwortet, bevor er 2011 als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung für den Konzern übernahm. Sein Wirken geht über das Hightech-Unternehmen hinaus, schlägt der besonnene Unternehmenslenker doch immer wieder die Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. So ist er auch Honorarprofessor am Karlsruher Institut für Technologie und lehrte in Harvard und St. Gallen. Darüber hinaus engagiert sich Kaschke weltweit für Optik und Photonik – auch in der Vermittlung in die breite Öffentlichkeit.
Er ist einer der Mitinitiatoren der Gründung des Deutschen Optischen Museums in Jena. Darüber hinaus setzt er sich allgemein für Wissenschaft und Bildung ein: als Mitglied des Wissenschaftsrates, dem er seit 2014 angehört, oder zuvor als Mitglied des Jenaer Universitätsrates. Mit Kaschke gewinnt die Friedrich-Schiller-Universität, wie viele Experten betonen, eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Industrie- und Wissenschaftslandschaft als neuen Ehrendoktor. Und Kaschke steht in einer Reihe mit weiteren Zeissianern, die von der Jenaer Universität mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet wurden, wie zum Beispiel Carl Zeiss (1880), Ernst Abbe (1896), Rudolf Straubel (1913 und 1930) und Hugo Schrade (1965). Der öffentliche Festakt findet heute ab 18.15 Uhr im Großen Hörsaal des Hauptgebäudes der Physik (Max-Wien-Platz 1) statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen; der Eintritt ist frei.
U. Jena / JOL