01.06.2011

Endeavour in Rente, AMS hyperaktiv

Bereits kurz nach dem Start des Spaceshuttle Endeavour begann das Alpha Magnetic Spectrometer mit den Messungen.

Um 2.35 Uhr und 36 Sekunden Ortszeit hieß es „Wheel stop“ für den jüngsten Orbiter der NASA. Mit dem Ausrollen auf der Landebahn des Kennedy Space Center, Florida, endete ihr 25. und letzter Flug mit einer Nachtlandung. Die zurückliegende Mission STS-134, der vorletzte Flug einer Raumfähre überhaupt, diente der Fertigstellung der Internationalen Raumstation und dem Transport des Teilchendetektors AMS-02.

Blick von der Raumfähre Endeavour über das Columbus-Labormodul zur Steuerbordseite des ISS-Querträgers. Auf dessen Oberseite brachten die Astronauten am 19. Mai das AMS-02 an. (Quelle: NASA) 

Wenige Stunden nach dem Start am 16. Mai, noch in der Ladebucht der Endeavour, aktivierten die Astronauten bereits das umgerechnet 1,5 Milliarden Euro teure Alpha Magnetic Spectrometer, mit dem die Astrophysiker künftig Teilchen der kosmischen Strahlung untersuchen. Von besonderem Interesse sind nicht nur deren Zusammensetzung und Energieverteilung, vielmehr suchen die Forscher damit nach Antimaterie, die beim Urknall entstand, sowie nach Anhaltspunkten für die Natur der Dunklen Materie.

Drei Tage später wurde das Sieben-Tonnen-Trumm an seinem Dienstort, der Steuerbordseite des ISS-Querträgers, befestigt. Seitdem verrichtet es dort seine Arbeit und verzeichnete nach einer guten Woche schon insgesamt 300 Millionen Events. Rund 50 Millionen Detektionen gibt das Instrument jeden Tag an die Forscher am Boden weiter, das entspricht einem Datenvolumen von hundert Gigabyte.

Nach dem Beschluss der Raumfahrtagenturen, die ISS in jedem Falle bis zum Ende des Jahrzehnts zu betreiben, hatten die Wissenschaftler unter Führung des Physik-Nobelpreisträgers Samuel Ting das Instrument im Jahr vor dem Start vom zunächst supraleitenden und deshalb kühlungsbedürftigen Magneten auf einen Permanentmagneten umgerüstet, was dem AMS-02 eine längere Dienstzeit verschafft. So lässt sich der gegenwärtige Elfjahreszyklus der Sonne, der vor rund einem Jahr begann, bis zu seinem Ende verfolgen. In diesem Zeitraum polt sich das solare Magnetfeld um und ändert somit die Ablenkung der kosmischen Strahlung.

Die Endeavour wird bis dahin schon Hunderttausende Besucher nach Los Angeles gezogen haben, denn die NASA-Führung entschied im April, der Orbiter dem California Science Center zu übergeben. Somit kehrt die Raumfähre in ihre eigentliche Heimat zurück, denn sie wurde in Kalifornien vom Rockwell-Konzern gebaut und vor zwanzig Jahren als Ersatz für die 1986 explodierte Challenger fertiggestellt. Im Dezember 1998 waren es die Astronauten der Endeavour, die das Unity-Verbindungsmodul an das russische Funktionsmodul Sarja ankoppelten und somit den Grundstein für die ISS legten.

Nach dem letzten Flug der einzig verbleibende Raumfähre Atlantis, der für Juli geplant ist, müssen die US-Astronauten bis auf weiteres als zahlende Passagiere auf die Sojus-Kapseln ihrer russischen Kollegen ausweichen. Wenn schließlich die ersten kommerziellen Raumkapseln in einigen Jahren den Transport für die NASA aufnehmen, wird auch die Atlantis längst von Touristen bevölkert – unweit ihrer einstigen Startrampe am Cape Canaveral.

Oliver Dreissigacker

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