Energiewirtschaft will neue Kohlekraftwerke
Die deutsche Energiewirtschaft dringt trotz breiter Kritik vehement auf den Bau neuer Kohlekraftwerke.
Hannover (dpa) - Die deutsche Energiewirtschaft dringt trotz breiter Kritik vehement auf den Bau neuer Kohlekraftwerke. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kritisierte am Montag auf der Hannover Messe, die Politik ducke sich vor den öffentlichen Protesten weg, es mangele ihr an «Stehvermögen». Es gebe einen «Genehmigungsstau», sagte BDEW-Präsident Michael Feist.
Umweltschutzverbände und Parteien wie die Grünen sehen in Kohlekraftwerken Klimakiller und lehnen Kraftwerksneubauten ab. Aus Sicht des Branchenverbandes ist der Bau von neuen, effizienteren Kohlekraftwerken dagegen ohne Alternative. Andernfalls blieben die alten Kraftwerke mit deutlich höheren CO2-Emissionen länger am Netz, sagte Feist. Dies sei aus Klimaschutzgründen wenig sinnvoll. Zudem müsse bis 2020 mehr als ein Viertel der heutigen Gesamtkapazität ersetzt und modernisiert werden, sonst drohe ein Engpass bei der Stromversorgung. Die erneuerbaren Energien könnten bis 2020 maximal 20 bis 30 Prozent der Stromerzeugung decken.
Feist sagte, derzeit seien in Deutschland 60 Kraftwerksprojekte geplant, die bis 2018 in Betrieb gehen sollten. Das Investitionsvolumen liege bei rund 38 Milliarden Euro. Aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen sei aber unklar, ob die geplanten Investitionen auch in vollem Umfang realisiert werden könnten. Hauptgründe seien neben gestiegenen Baukosten die Proteste vor Ort. Fast jedes geplante neue Kraftwerk werde von Bürgerinitiativen bekämpft. Feist kritisierte: «Alle, die Kraftwerke bekämpfen, wollen Strom zu Hause haben.» Bei einem weiteren «Genehmigungsstau» drohe eine Abwanderung von Anlagen ins Ausland und damit ein Job-Verlust.
Zur Entwicklung der Strom- und Gaspreise sagte Feist, diese blieben in den kommenden Jahren auf einem hohen Niveau. Grund seien gestiegene Erzeugungskosten sowie hohe staatliche Abgaben.
Weitere Infos:
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Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):
http://www.bdew.de