27.11.2025 • Quantenphysik

Neuer Baustein für das Quanteninternet

Grundlage für vernetzte Quantensysteme – Projekt Superspin koppelt einen Quantencomputer mit einem Quantenspeicher.

Die Entwicklung von Quanten­technologien hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Besonders Quanten­computer stehen im Fokus, weil Expertinnen und Experten Durch­brüche in Bereichen wie Medikamenten­entwicklung, Material­wissen­schaften und Kryptographie erwarten. Doch ihr volles Potenzial erreichen Quanten­rechner erst, wenn sie sich mit anderen Quanten­komponenten vernetzen. „Zurzeit arbeiten viele Quanten­systeme unab­hängig vonein­ander“, erläutert David Hunger vom Physika­lischen Institut des KIT. „Im Projekt Super­spin ent­wickeln wir eine Techno­logie, mit der sich ein Quanten­computer und ein Quanten­speicher zuver­lässig koppeln lassen. Damit schaffen wir auch die Grund­lage, um in Zukunft Quanten­computer zu verknüpfen, verteil­tes Quanten­rechnen zu reali­sieren und ein Quanten­internet aufzu­bauen.“

Ein KIT-Mitarbeiter integriert einen optischen Quantenspeicher in einen Kryostaten und koppelt ihn optisch per Glasfaser an ein supraleitendes Qubit. (Foto: Markus Breig, KIT)
Ein optischer Quantenspeicher in einem Kryostaten wird optisch per Glasfaser an ein supraleitendes Qubit gekoppelt.
Quelle: Markus Breig, KIT

Um die beiden Quanten­systeme zu verbinden, müssen sie Infor­mationen in Form von Qubits austauschen. Für die Über­tragung werden die Qubits in Photonen umge­wandelt. Diese „flie­genden Qubits“ können sich dann schnell und nahezu verlust­frei durch Glas­faser­kabel bewegen.

Um beliebige Quanten­zustände über große Distanzen zu über­tragen, nutzen For­schende das Prinzip der Quanten­verschrän­kung. So entsteht eine Verbindung, die eine zuverlässige Über­mittlung von Quanten­zuständen von einem System auf das andere ermöglicht.

Die konkrete Umsetzung ist technisch anspruchs­voll: Beide Quanten­systeme beruhen auf unter­schied­lichen physika­lischen Prin­zipien und nutzen verschie­dene Fre­quenzen. Supra­leitende Qubits arbeiten im Mikro­wellen­bereich, diamant­basierte Quanten­speicher hingegen speichern Informa­tionen in Spin­zuständen und werden mit Licht im sicht­baren Wellenlängen­bereich adres­siert. Im Projekt entwickeln die Wissen­schaftle­rinnen und Wissen­schaftler daher spezielle Quanten-Transducer. Diese wandeln die empfind­lichen Quanten­zustände zunächst in einzelne Pho­tonen um und passen deren Wellen­länge so an, dass sich die Photonen über Glas­faser­leitungen im Telekom-Band trans­por­tieren lassen.

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Am KIT entwickeln die For­schenden dazu einen Quanten­speicher aus speziellen Diamant­defekten, die Licht- und Spin­eigen­schaften kombi­nieren. Der Speicher wird mit einem der beiden Trans­ducer kompa­tibel sein, sodass die umgewan­delten Pho­tonen effizient gespei­chert und bei Bedarf wieder abgerufen werden können. „Unser Projekt­ziel ist es, die physika­lisch völlig unter­schied­lichen Systeme zu verbinden und eine Ver­schrän­kung zwischen einem supra­leiten­den Qubit und einem spin­basierten Quanten­speicher zu erzeu­gen“, sagt Hunger. „Das wäre nicht nur ein techni­scher Durch­bruch, sondern auch ein wichtiger Schritt hin zu modu­laren und skalier­baren Quanten­techno­logien.“

Das Pathfinder-Programm des Europä­ischen Inno­vations­rats (EIC) unterstützt visionäre Ideen für grundlegend neue Techno­logien. Superspin gehört zu 44 ausgewähl­ten Projekten, die insge­samt mit mehr als 140 Millio­nen Euro unter­stützt werden. For­schende des KIT arbeiten dabei mit Partnern der Aalto‑Univer­sität in Finnland, der Palacký‑Univer­sität Olmütz in Tsche­chien und dem nieder­ländischen Start-up QphoX zusammen. [KIT / dre]

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