Erdmagnetfeld entlarvt Einbrecher
Neu entwickeltes Sensorkabel misst winzige Veränderungen im Erdmagnetfeld und schlägt Alarm.
Einbrecher gehen gern unbeobachtete Wege. Statt an der belebten Straße Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist nach einem beherzten Sprung über den Gartenzaun an Terrassentür oder Fenster mehr Ruhe und Zeit für die Arbeit im Verborgenen. Dass solche Manöver nicht unbemerkt ablaufen, dafür kann ein dünnes Kabel sorgen, das Physiker der Saar-Uni ursprünglich zur Sicherung großer Flughafen-
Abb.: Thomas Karwoth (links) und Alex Wiederhold (rechts), Mitarbeiter von Uwe Hartmann (Mitte), bauen ein Modell auf, mit dem die Forscher ihr Verfahren demonstrieren. (Bild: O. Dietze / U. Saarland)
Die kleinen Messfühler sind vernetzt und melden jede noch so kleine Störung in die zentrale Auswerteeinheit, die in einem winzigen Microcontroller untergebracht ist. Dort wird die Meldung weiterverarbeitet und automatisch von Fehlalarmen unterschieden, die etwa durch harmlosen Wind am Zaun ausgelöst wurden. „Die Signalmuster unterscheiden sich je nach Art der Störung. Durch unsere bisherigen Forschungen können wir etliche Arten von Erschütterungen und Änderungen des Magnetfelds einzelnen Störungen zuordnen, also erkennen, ob sie von einem Menschen, von Wind, einem Auto oder einem Tier herrühren“, erklärt Hartmann. Daher könnte das System auch erfassen, ob Weide- oder Haustiere das Gebiet, auf dem sie bleiben sollen, verlassen – ein kleines Metallstück am Halsband genügt.
Damit die Zentrale Übertritte ihrem Verursacher zuordnen und Fehlalarme aussortieren kann, simulieren die Physiker Störungen an Testzäunen. Mit ihren Ergebnissen lernen sie das System für typische Ereignisse an, indem sie diese mathematisch modellieren und die Auswerteeinheit entsprechend programmieren. „Diese Sensortechnik wollen wir noch weiter verfeinern“, erklärt der Haibin Gao, der in Hartmanns Team forscht. Bewertet das System die Lage als ernst, wird eine Nachricht abgesetzt, die via Bluetooth aufs Smartphone oder Tablet geschickt werden kann. „Das System gibt genau an, wo die Störung gemessen wurde, was vor allem bei großen Grundstücken interessant ist“, sagt Gao.
Das Sensorkabel braucht nicht viel Strom, so dass eine Versorgung etwa über Solargeneratoren möglich wäre. „Zäune und zum Beispiel Toreinfahrten können mit demselben System gesichert werden, das einmal unterirdisch und einmal überirdisch verlegt sein kann. Das Kabel kann in verschiedene Sektionen aufgeteilt werden und ermöglicht so, es flexibel ganz nach Bedarf zu installieren“, sagt Hartmann. Die Sensoren sind nahezu verschleißfrei und die Messung ist unabhängig von der Witterung. Regen oder Nebel können ihnen nichts anhaben. „Auch vom Datenschutz her sind die Messungen unbedenklich, da keine Informationen gespeichert werden. Die Privatsphäre etwa von Nachbarn kann nicht verletzt werden. Auch Hacker finden keine Angriffsfläche“, erläutert der Forscher. Das System lässt sich aber auch mit Kameras oder Lichtquellen koppeln, die sich bei Störung einschalten. „Für den Einsatz im privaten Bereich müssen die Sensorkabel kostengünstig hergestellt werden können. Wir suchen nun Partner, die das System mit uns zur Serienreife entwickeln“, sagt Hartmann.
UdS / RK