Erste drahtlose Echtzeit-Videoübertragung per Terahertzwellen
Datenrate von 100 Gbit/s im Echtzeitbetrieb über einen längeren Zeitraum erreicht.
Das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, entwickelt Drahtlosübertragungssysteme der nächsten Generation basierend auf Terahertz-Technologie. Die THz-Technologie erlaubt wesentlich höhere Datenraten als aktuelle 4G- und 5G-Mobilfunktechnik. Forschern des HHI und des Fraunhofer-Institut für angewandte Festkörperphysik ist es jetzt erstmals gelungen, ein 4K-Video in Echtzeit über einen drahtlosen THz-Link zu übertragen. Über den THz-Link konnte eine drahtlose Übertragungskapazität von 100 Gbit/s demonstriert werden.
Der Bedarf an Übertragungskapazität in den Kommunikationsnetzen steigt kontinuierlich, angetrieben von neuen Anwendungen wie Industrie 4.0, Autonomous Driving, KI-basiertes Cloud/Edge Computing, eHealth, Smart Cities oder Virtual/Augmented Reality. Es ist bereits absehbar, dass auch die nächste Generation der Mobilfunktechnik und das zugrundeliegende Glasfasernetz den Bedarf nicht auf Dauer decken können werden. Insbesondere im ländlichen Raum, wo die Erschließungskosten für Glasfasernetze deutlich höher sind als in Ballungszentren, sind Engpässe unausweichlich.
Das Fraunhofer-HHI, als eines der weltweit führenden Forschungsinstitute zur Entwicklung von neuartigen Telekommunikationssystemen, forscht daher intensiv an der Terahertz-Technologie als mögliche Lösung. Diese Technologie beruht auf der drahtlosen Übertragung von Daten bei hohen Trägerfrequenzen und erlaubt damit Übertragungskapazitäten von mehreren 100 Gbit/s. Das bedeutet eine fünf- bis zehnfache Steigerung der Übertragungskapazität gegenüber bestehenden Funktechnologien. Die Übertragung nutzt dabei Frequenzen weit oberhalb der 4G-LTE/5G-Mobilfunkfrequenzen und ist damit eine ideale Ergänzung zu bestehenden Technologien.
Die Forscher konnten jetzt ein 4K-Video in Echtzeit zwischen zwei Rechnern über einen drahtlosen Terahertz-Link übertragen, wobei eine Datenrate von 100 Gbit/s im Echtzeitbetrieb auch über einen längeren Zeitraum erreicht werden konnte. Robert Elschner vom Fraunhofer-HHI, erläutert: „Wir konnten einen stabilen, kontinuierlichen Betrieb des Systems über mehr als siebzig Stunden erreichen. Das ist ein bedeutender Meilenstein für die drahtlose Terahertz-Technologie.“
Schlüsselkomponenten des Übertragungssystems sind schnelle, III-V-halbleiterbasierte integrierte Schaltungen des Fraunhofer-IAF sowie ein hochleistungsfähiges Terahertz-Modem des Fraunhofer-HHI. Die Übertragung erfolgte bei einer Trägerfrequenz von 300 GHz über eine Distanz von sechzig Zentimetern. Colja Schubert vom Fraunhofer-HHI ist zuversichtlich, die Übertragungsrate und -distanz noch weiter steigern zu können: „Über kurze Distanzen sollten Datenraten von 400 Gbit/s und mehr realisierbar sein. Durch den Einsatz von optimierten Antennen werden wir in der Lage sein, Distanzen von bis zu einem Kilometer zu überbrücken“. Mögliche Anwendungsszenarien für die THz-Technologie sind unter anderem die hochbitratige Anbindung von Nutzern im ländlichen Raum, ad hoc-Netze, drahtlose Faserverlängerung, Gerät-zu-Gerät-Kommunikation oder „fixed/mobile wireless access“ in künftigen Mobilfunknetzen.
Fh.-HHI / RK
Weitere Infos
- Abt. Photonische Netze und Systeme, Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, Berlin
- Elektronische Schaltungen, Fraunhofer-Institut für angewandte Festkörperphysik, Freiburg