Esa-Bodenstation nimmt Kontakt zur russischen Mars-Mission auf
Am Dienstag, 22. November um 21.25 Uhr MEZ, konnte die Bodenstation der Esa Kontakt zur Raumsonde Phobos-Grunt aufnehmen. Die Mission galt bereits als gescheitert.
Nach dem Start war die russische Raumsonde Phobos-Grunt in eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht worden um von dort aus zum Mars aufzubrechen. Unmittelbar nachdem sich die Raumsonde mit ihrer modifizierten Fregatstufe von der Trägerrakete gelöst hatte, empfingen die Flugbetriebsleiter erste Signale, die das Ausfahren der Sonnensegel bestätigten.
Abb.: Die 15-Meter-Antenne in Perth: Eine „Hornstrahler“-Antenne und eine 1,3-Meter-Suchantenne ergänzen die Hauptschüssel, um Kontakt zu Phobos-Grunt herzustellen. (Bild: Esa)
Außerhalb der Reichweite der russischen Bodenstationen hätten zwei automatische Zündungen des Fregattriebwerks stattfinden und die Raumsonde auf eine interplanetarische Flugbahn in Richtung Roter Planet schicken sollen. Dies scheiterte jedoch und der Kontakt war von diesem Moment an unterbrochen. Allerdings zeigten Beobachtungen, dass die Sonde die Erde in einem Abstand zwischen 200 und 340 Kilometern kontrolliert umkreiste.
Auf eine Anfrage von NPO Lavochkin, Missionsbetreiber der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, erklärte sich die Esa bereit ihr Äußerstes zu tun um mithilfe ihres Netzwerkes aus Bodenstationen Kontakt aufzunehmen.
Seit dem 9. November hat die ESA in enger Zusammenarbeit mit den russischen Ingenieuren fast täglich versucht Kontakt zu Phobos-Grunt herzustellen. Hierzu wurden zahlreiche Konfigurationen und Funkverbindungsmodi ausprobiert, jedoch ohne Erfolg.
Dass der Orbit der Raumsonde nicht exakt bekannt war, stellte für die Experten der Esa ein großes Probleme dar. Denn wegen ihrer Antennengröße benötigen Bodenstationen für ihre Ausrichtung normalerweise sehr genaue Informationen über die Sonden-Flugbahn.
In den letzten Tagen war die Hauptschüssel in Perth mit 15 Metern Durchmesser am Rand durch eine zusätzliche, improvisierte „Hornstrahler“-Antenne ergänzt worden. Diese streute Niedrigenergie-Signale über einen weiten Winkel in der Hoffnung den Satelliten zu einer Reaktion zu zwingen. Perth ist perfekt gelegen, weil die Sonnensegel des Satelliten beim Überflug von der Sonne angestrahlt werden und so dem System volle Energieleistung verschaffen.
Am 22. November war die Antenne in Perth zwischen 21.21 und 21.28 Uhr CET in Richtung des erwarteten Orbits der Raumsonde ausgerichtet. Dann wurden von NPO Lavochkin bereitgestellte Fernsteuerungsdaten übertragen.
„Wegen der sehr geringen Höhe erwarteten wir, dass unsere Station Phobos-Grunt während jedes Erdumlaufs nur sechs bis zehn Minuten Sichtfenster haben würde“, sagt Wolfgang Hell, Phobos-Grunt Service Manager bei Esoc. „Und der schnelle Überflug verursachte eine große Variation in der Signalfrequenz.“
Trotz dieser Schwierigkeiten war die Operation ein Erfolg: Die Signale befahlen der Raumsonde ihren Transmitter einzuschalten und Daten zu der 15-Meter-Schüssel hinunterzuschicken. Diese wurden anschließend von Perth über das Europäische Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt zu den russischen Flugbetriebsleiter zur Analyse übertragen.
Was der Kontakt für den weiteren Verlauf der Mission bedeutet bleibt abzuwarten.
Esa / PH