Geldsegen für Europas Weltraumpläne
Die Mitgliedsstaaten bescheren der ESA ein Rekordbudget von 22,3 Milliarden Euro.
DLR / ESA / Alexander Pawlak
ESA-Generaldirektor Josef Aschenbacher bezeichnete das Ergebnis der diesjährigen Tagung des Ministerrats in Bremen als historisch. Durchaus zu recht, denn die Vertreter:innen der 23 ESA-Mitgliedsstaaten einigten sich am 27. November auf ein Budget von 22,3 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2026 bis 2030, das bisher höchste Beitragsvolumen in der Geschichte der Europäischen Weltraumorganisation.
Am 26. und 27. November 2025 tagten Ministerinnen und Minister sowie Vertretungen der Regierungen der 23 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Bremen, um die Zukunft der gemeinsamen europäischen Raumfahrt festzulegen. Deutschland beteiligt sich mit rund 5,4 Milliarden Euro an den ESA-Programmen. Damit ist Deutschland mit rund 23 Prozent der Gesamtzeichnungssumme der stärkste Partner der ESA vor Frankreich und Italien (jeweils rund 16 Prozent). Gegenüber dem ESA-Ministerrat von 2022 bedeutet das eine Steigerung von 32 Prozent bzw. inflationsbereinigt von 17 Prozent.


Zudem gab der ESA-Generaldirektor bekannt, dass ein deutsches Mitglied des ESA-Astronauten-Teams zuerst bei einer Artemis-Mission der NASA zum und um den Mond fliegen wird. Anschließend soll eine Astronautin bzw. Astronaut aus Frankreich und dann Italien folgen. Dies dürfte frühestens im September 2028 mit Artemis IV der Fall sein. Die erste bemannte Mondumrundung ist derzeit für April 2026 mit einer Besatzung aus den USA sowie Kanada geplant.
Die Mitgliedsstaaten, assoziierten Mitglieder und kooperierenden Staaten bekräftigten ihre Unterstützung für wichtige Wissenschafts-, Forschungs- und Technologieprogramme sowie für eine erhebliche Aufstockung des Budgets für Weltraumanwendungen – Erdbeobachtung, Navigation und Telekommunikation. Diese drei Elemente sind auch von grundlegender Bedeutung für die Initiative „European Resilience from Space“.
Diese Initiative wurde ins Leben gerufen, um die Dual-Use-Kapazitäten Europas zu fördern. Eine Anschubfinanzierung soll für die Entwicklung eines Systems dienen, das Zugang zu Satellitenbildern mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung bietet. Dabei geht es insbesondere darum, Beobachtungslücken zu schließen, indem Ressourcen gebündelt und gemeinsam genutzt werden. Verbunden ist damit der klare Auftrag, Weltraumanwendungen für Verteidigungszwecke zu nutzen. Dies bedeutet eine historische Wende für die ESA, weswegen auf der Ministerratstagung beschlossen wurde, die Zeichnungsfrist für das neue Programm bis zum nächsten Jahr zu verlängern.
Die deutsche Bundesregierung hatte im Vorfeld der ESA-Ministerratstagung eine Weltraumsicherheitsstrategie veröffentlicht, um aus den Herausforderungen, Gefahren und Bedrohungen, die sich im Bereich Weltraum ergeben, die notwendigen Schlussfolgerungen für die Sicherheit des Landes zu ziehen.
In ihrem 50. Jubiläumsjahr bekräftigt die ESA ihr Engagement für die Wissenschaft. Die Mitgliedsstaaten haben mit einem inflationsbereinigten Anstieg von 3,5 Prozent pro Jahr eine historische Aufstockung der Mittel zugesichert, die einigen der genialsten Missionen in der Geschichte der ESA den Weg ebnen und die Führungsrolle Europas im Bereich der Wissenschaft stärken wird.
In einem ersten Schritt werden die in dem langfristigen Plan Cosmic Vision beschriebenen Missionen durchgeführt, darunter LISA und NewAthena. Der nächste große Sprung für die Wissenschaft wird jedoch durch Technologieentwicklungen für Missionen im Rahmen des Plans Voyage 2050 ermöglicht, insbesondere mit dem ehrgeizigen Plan einer Mission der L-Klasse zum Saturn, um auf dessen Mond Enceladus nach Leben zu suchen. Die Technologieentwicklung für diese Mission muss unverzüglich eingeleitet werden, um den Südpol von Enceladus unter optimalen Lichtverhältnissen zu erreichen.

Das Wissenschaftsprogramm gehört neben dem Betrieb des Europäischen Raumflughafens in Kourou zum ESA-Pflichtprogramm, für das Deutschland rund 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Rund 3,8 Milliarden Euro des deutschen Beitrags entfallen auf die sogenannten optionalen Programme, darunter 863 Millionen Euro für mehr Wettbewerb in der Raketenproduktion und den europäischen Zugang zum All sowie 885 Millionen Euro für die astronautische und robotische Exploration des Mondes und in erdnahen Umlaufbahnen.
218 Millionen Euro steuert Deutschland bei, um Gefahren aus dem Weltraum wie Asteroiden und Sonneneruptionen abzuwehren. Flaggschiffe des Programms sind die Missionen RISE, RAMSES und Vigil, an denen Deutschland sich stark beteiligt. Bei der Mission RISE soll die Demonstration eines Rendezvous-Manövers zweier Satelliten durchgeführt werden. Die Mission RAMSES hat zum Ziel, den erdnahen Asteroiden 99942 Apophis vor, während und nach seinem sehr nahen Vorbeiflug an der Erde am 13. April 2029 zu untersuchen. Die Mission Vigil soll ab 2031 die kontinuierliche Beobachtung der Sonne und damit des Weltraumwetters ermöglichen. Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) entwickelt für Vigil derzeit den Photospheric Magnetic Field Imager (PMI), der das Magnetfeld der Sonnenoberfläche misst, und für RAMSES das Instrument Ramses Plasma Spectrometer.
„Angesichts einer schwierigen geopolitischen Lage haben alle Staaten, die zum ESA-Haushalt beitragen, und auch die Europäische Kommission ihr Vertrauen in die ESA gesetzt, damit sie weiterhin Programme durchführt, die die Führungsrolle Europas im Weltraum unterstützen und dazu beitragen, unsere Fähigkeiten auf der Erde, im Orbit und im Weltraum zu erweitern. Wir haben dieses Jahr zwar 50 Jahre voller Erfolge gefeiert, aber die Arbeit hat gerade erst begonnen“, sagte Josef Aschenbacher.
Weitere Informationen
- Europäische Weltraumorganisation ESA / ESA Deutschland
- Resolutionen der ESA-Ministerialkonferenz:
Elevating the Future of Europe through Space PDF
Level of Resources for the Agency’s Mandatory Activities for 2026–2030 PDF
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