10.01.2007

EU legt Klimawandel-Studie vor

Ein ungebremster Klimawandel hätte dramatische wirtschaftliche Auswirkungen für Europa. Das geht aus einer Studie der EU-Kommission hervor.

 

Brüssel/Berlin (dpa) - Dürre-Katastrophen im Süden, reiche Ernten im Norden - ein ungebremster Klimawandel hätte dramatische wirtschaftliche Auswirkungen für Europa. Das geht aus einer Studie der EU-Kommission hervor. Sollte sich das globale Klima bis zum Jahr 2071 im Durchschnitt um 2,2 oder sogar 3 Grad Celsius im Vergleich zu 1990 erwärmen, dann würde sich die Zahl der Hitze- und Kältetoten insgesamt um bis zu 36 000 beziehungsweise 86 000 Menschen erhöhen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach bei einem Treffen ihres Kabinetts mit den 27 Kommissaren in Berlin, mehr Klimaschutz und effiziente Energiepolitik in den Mittelpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu stellen. Merkel will Verhandlungen über weltweite Klimaschutzziele auch mit den sieben führenden Industrienationen und Russland (G8) führen.

Die Studie der Kommission, die zu dem am Mittwoch erwarteten Strategiepaket für eine gemeinsame EU-Energie- und Klimapolitik gehört, warnt unter anderem vor den Folgen der Erderwärmung für das milliardenschwere Tourismus-Geschäft im Mittelmeerraum. Derzeit bildeten 100 Millionen sonnenhungrige Nordeuropäer jährlich an den Stränden Spaniens, Griechenlands, Portugals und Italiens den größten Touristenstrom weltweit, heißt es. Sollte der Klimawandel voranschreiten, würde sich die Reiseziele bis an die Nordsee verschieben - zum Nachteil der Mittelmeeranrainer, warnen die Autoren.

Das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle würde dramatisch vertieft. Durch längere frostfreie Perioden könnten sich zudem in Nordeuropa die Ernteerträge um bis zu 70 Prozent erhöhen und in Südeuropa um mehr als ein Fünftel zurückgehen. Notwendig sei deshalb eine globale Verringerung von 15 Prozent des Ausstoßes des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) sofort und bis 2050 sogar von bis zu 50 Prozent, heißt es in der Studie.

Angesichts der Gefahren forderten die Umweltorganisationen Greenpeace und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die Kommission auf, bei den EU-Staaten eine klimaschonende Energiepolitik durchzusetzen. Die Kommission müsse ehrgeizige Klimaschutzziele vorgeben. Die Umweltschützer verlangen, dass die EU bis 2020 den CO2-Ausstoß um 30 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert. Greenpeace befürchtet jedoch, dass Umweltkommissar Stavros Dimas nur ein Ziel von 20 Prozent durchsetzen könne. Dies sei völlig unzureichend, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.

Der BUND machte den deutschen Industriekommissar Günter Verheugen dafür verantwortlich, sich gegen eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 30 Prozent zu stellen. Beide Organisationen bemängelten zudem unverbindliche Pläne der Kommission, den Anteil an erneuerbaren Energien bis 2020 lediglich auf ein Fünftel anzuheben. «Atomenergie und angeblich saubere Kohlekraftwerke hingegen werden als Lösungen der Energieprobleme gepriesen», hieß es in einer Erklärung des BUND.

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