07.10.2014

Europa fusioniert

Fusionsforschungszentren wollen gemeinsame Anstrengungen in neuem Konsortium bündeln.

Ein Festakt am 9. Oktober 2014 in Brüssel wird den Schlusspunkt unter die zurzeit laufende Umstrukturierung des europäischen Fusionsprogramms setzen: Vertreter der Fusionsforschung und der EU-Kommission werden das Konsortium EUROfusion gründen. Es umfasst 29 nationale Fusionszentren aus 26 Ländern der Europäischen Union sowie der Schweiz. Ziel der Reorganisation ist es, die Kräfte effizienter auf das gemeinsame Ziel – ein Energie lieferndes Fusionskraftwerk – auszurichten und die EU-Finanzierung neu zu regeln. Rund die Hälfte des Fünf-Jahres-Budgets von 857 Millionen Euro trägt die EU. Koordinator des Konsortiums wird das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching bei München.

Abb.: Die Garchinger Anlage ASDEX Upgrade steht im Mittelpunkt des Arbeitspaketes „Medium-Size Tokamaks“. (Bild: IPP)

Zu Beginn des neuen europäischen Forschungsrahmenprogramms „Horizont 2020“ (2014–2018) ändert auch das europäische Fusionsprogramm seine Struktur. Mit dem Zusammenschluss zu EUROfusion, dem „European Consortium for the Development of Fusion Energy”, wollen die nationalen Fusionsforschungszentren Europas ihre Ressourcen möglichst effizient bündeln. Vorangegangen waren zwei Jahre Vorbereitungsarbeit, in denen man das bislang Erreichte bilanziert und gemeinsam einen detaillierten und zielgerichteten Forschungsplan entwickelt hat.

Diese 2013 verabschiedete „Roadmap to the realisation of fusion energy“ beschreibt die wissenschaftlichen Aufgaben, die bis zu einem Strom erzeugenden Kraftwerk im Jahr 2050 noch zu lösen sind. Ein Fusionskraftwerk soll die Energiequelle von Sonne und Sternen – die Verschmelzung von Wasserstoffkernen – auf der Erde nutzbar machen und so eine klima- und umweltfreundliche neue Energiequelle erschließen. Wesentliche Etappen auf diesem Weg sind die Vorbereitung und der Betrieb des internationalen Testreaktors ITER, der eine Fusionsleistung von 500 Megawatt liefern soll, und die Entwicklung von Konzepten für ein Demonstrationskraftwerk. Hinzu kommt die Forschung an den kleineren nationalen Anlagen – in Deutschland sind dies ASDEX Upgrade in Garching und Wendelstein 7-X in Greifswald –, die diese Großprojekte vorbereiten und begleiten.

Der Konsortialvertrag, der unter maßgeblicher Mitwirkung des IPP erarbeitet wurde, ersetzt den 14 Jahre alten EFDA-Vertrag (European Fusion Development Agreement) sowie 29 bilaterale Assoziationsverträge, die bisher den Fusionszentren einen pauschalen EU-Zuschuss bis zu 20 Prozent ihres Budgets sicherten. Neue Grundlage der EU-Finanzierung ist nun der Anteil der einzelnen Zentren an dem – in einzelne Aufgabenpakete aufgeteilten – Arbeitsplan, der in Anlehnung an die „Roadmap“ aufgestellt wurde.

Zum Koordinator des Konsortiums wurde das IPP in Garching gewählt. Er schließt mit der EU den Fördervertrag über rund 450 Millionen Euro für fünf Jahre (2014–2018) und leitet die Finanzmittel an die Konsortialpartner weiter. Zusammen mit den nationalen Mitteln beläuft sich das Fünf-Jahres-Budget des Konsortiums auf insgesamt 857 Millionen Euro.

Das IPP in Garching ist ebenso Gastgeber für das Programm-Management von EUROfusion, das der Niederländer Tony Donné vom Dutch Institute for Fundamental Energy Research leitet. Seine Aufgabe ist es unter anderem, zusammen mit den Zentren den jährlichen Arbeitsplan des Konsortiums vorzubereiten.

Am 9. Oktober wird das Konsortium EUROfusion im Rahmen eines Festakts in Brüssel offiziell eröffnet. Die Gründungsurkunde werden – in Anwesenheit von Kommissar Günther Oettinger – Robert-Jan Smits, der Leiter der EU-Generaldirektion Forschung, und die Wissenschaftliche Direktorin des IPP und Vorsitzende der EUROfusion-Vollversammlung, Sibylle Günter, unterzeichnen: „Dieses breite und wohlorganisierte Programm wird Europa die Chance geben“, sagt Sibylle Günter, „in der Fusionsforschung eine weltweit führende Rolle einzunehmen“.

IIPP / DE

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