06.12.2006

Europäisches Rendezvous

Beim Flug der Raumfähre Discovery zur ISS, kommt es zum ersten europäischen Rendezvous in der Station: Der Schwede Christer Fuglesang trifft den deutschen Astronauten Thomas Reiter.

 

Paris (dpa) - Wenn die amerikanische Raumfähre «Discovery» auf ihrem vorweihnachtlichen Flug zur ISS andockt, kommt es 400 Kilometer über der Erde zum ersten europäischen Rendezvous in der Station. An Bord der «Discovery» ist der 49-jährige Schwede Christer Fuglesang - ein alter Bekannter des deutschen Astronauten Thomas Reiter. Seit 14 Jahren im Raumfahrer-Corps der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Köln, hat der Stockholmer damit weit länger als der Deutsche auf seinen ersten Sprung ins All warten müssen. Als Reiter 1995/96 in der «Mir»-Station Dienst tat, war Fuglesang im russischen Kontrollzentrum sein wichtigster Kontaktmann. Nun bringt ihn der Schwede als Mitglied der Shuttle-Crew nach nahezu sechs Monaten zurück auf den Boden.

Auf den ersten Schweden im Weltraum wartet während der elftägigen Reise ein dichtes Arbeitsprogramm. So fiebert er zwei Außeneinsätzen zusammen mit seinem NASA-Kollegen Robert Curbeam entgegen. Sie machen ihn zum ersten ESA-Astronauten, der auf einem Shuttle-Flug zum Aufbau der ISS «draußen» aktiv wird. Es geht darum, das schlicht P5 genannte Versatzstück für die Solarsegel anzubringen. Das klingt nicht gerade spannend, doch ist auf der wachsenden Station jedes Teil wichtig. Und ein Außeneinsatz fordert auch einen routinierten Raumfahrer heraus.

Reiter war im August der erste ESA-Mann auf ISS-«Spacewalk» überhaupt. Und er ist jetzt mit alles in allem knapp einem Jahr im Weltraum Europas erfahrenster Astronaut. Offen ist, ob der Deutsche nicht doch gleich nach der Landung in Cape Canaveral gemeinsam mit der Shuttle-Crew vor die Medien tritt, was bislang nicht geplant war.

Es ist auch ein Schwede, nach dem der «Discovery»-Flug benannt ist. Jedes Schulkind kennt «Celsius», wenn es um die Temperatur geht. Manche wissen jedoch vielleicht nicht, dass dazu der Vorname Anders gehört und sich dahinter der bekannte schwedische Wissenschaftler und Astronom (1701-1744) verbirgt. Er setzte die Celsius-Temperaturskala durch. Von seinem berühmten Landsmann scheint Fuglesang jenen Hang zu Expeditionen übernommen zu haben, der ihn nun bis zur Station bringt. Eine Woche lang wird er zwischen der «Discovery» und der ISS pendeln.

Was der Vater von drei Kindern und Fachmann für Teilchenphysik dabei vor allem brauchte, war viel Geduld. Warten zu können ist eine Grundtugend, die einfach jeder gute Raumfahrer braucht. Zusammen mit Reiter 1993 für die Mission «Euromir 95» ausgewählt, war der Deutsche schließlich in der russischen Station, und Fuglesang blieb derweil bei der Bodenkontrolle. Ende Februar 2002 wurde er dann als «Mission Specialist» für diesen Shuttle-Flug einberufen. Danach musste er noch fast fünf Jahre auf die Erfüllung seiner Träume warten. Jetzt ist er dran - geht es um «Celsius», so muss ein Schwede zum Einsatz kommen.

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