Forschung in Meer und Eis
Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung feiert sein 40-jähriges Bestehen.
Seit seiner Gründung vor vierzig Jahren hat sich das Alfred-Wegener-Institut (AWI) zu einem weltweit führenden und international anerkannten Zentrum für Klimaforschung in beiden Polarregionen und den Meeren entwickelt. Zur breiten Palette seiner Arbeitsgebiete gehört unter anderem die Erforschung des Meereises, der Polarmeere und ihrer Ökosysteme, der polaren Atmosphäre sowie der Eisschilde Grönlands und der Antarktis. Darüber hinaus beschäftigt sich das AWI mit Fragen zur Klimageschichte und zur Zukunft des Klimas. Dabei arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen wie Bio-, Geo- und Klimawissenschaften eng zusammen.
Gegründet wurde das AWI am 15. Juli 1980 als „Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung“. Hintergrund war die Entscheidung der Bundesrepublik Deutschland, den internationalen Antarktisvertrag zu unterzeichnen. Dafür waren dauerhafte, ganzjährige Forschungsaktivitäten in der Antarktis nötig, sodass weitere Meilensteine folgten: Am 3. März 1981 wurde die Georg-von-Neumayer-Station in der Antarktis eingeweiht und ein Jahr später trat der Forschungseisbrecher Polarstern seinen Dienst an. Das AWI sollte zunächst vor allem die Antarktisstation und die Polarstern betreuen. Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Forschungsspektrum auch auf andere Meeresgebiete. 1986 schloss sich das AWI mit dem Institut für Meeresforschung in Bremerhaven zusammen und änderte seinen Namen in Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. 1992 wurde mit der Außenstelle in Potsdam die Polarforschung der ehemaligen DDR integriert, wodurch das AWI unter anderem Kompetenzen in der terrestrischen Polarforschung erhielt. In den folgenden Jahren kamen weitere Forschungseinrichtungen hinzu. Heute beschäftigt das AWI an seinen fünf Standorten rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben der Station Neumayer-III in der Antarktis betreibt es weitere Stationen, Observatorien und Labore. Zu seiner Flotte gehören vier Forschungsschiffe und zwei Flugzeuge, die vor allem eingesetzt werden, um Prozesse in den Polarregionen besser zu verstehen und um die Wechselwirkungen zwischen Erdkruste, eis- und schneebedeckten Gebieten, Ozeanen und der Atmosphäre zu erfassen.
Im September 2019 ist mit MOSAiC die größte Arktisexpedition der Institutsgeschichte gestartet, die Daten für zukünftige Klimamodelle sammeln soll. Ein Jahr lang erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 20 Nationen die Arktis. Dazu ließen sie sich mit dem Eisbrecher Polarstern im Eis des Nordpolarmeeres einfrieren und mittreiben. Ziel der Expedition ist es, den Einfluss der Arktis auf das globale Klima besser zu verstehen. „Für die Zukunft des Alfred-Wegener-Instituts wünsche ich mir, dass unsere immer wieder überraschenden Erkenntnisse aus Polar-, Meeres- und Küstenforschung direkt und konsequent in gesellschaftliche Entscheidungen eingehen. Und dass wir noch möglichst vor 2027 die neue Polarstern in Dienst stellen können“, sagte AWI-Direktorin Antje Boetius. Ob das klappt, ist allerdings noch fraglich, denn im Frühjahr diesen Jahres wurde das Vergabeverfahren des BMBF für eine neue Polarstern ohne Ergebnis abgebrochen. Es hätten laut einer Erklärung der Bundesregierung keine finalen Angebote vorgelegen, die den Bedingungen entsprachen. Außerdem hätten sich die Grundlagen des Vergabeverfahrens wesentlich geändert. Dennoch halten das BMBF und das AWI an einem neuen Forschungseisbrecher fest und wollen so bald wie möglich ein neues Vergabeverfahren starten, damit die Polarstern II doch noch wie geplant auslaufen kann.
Anja Hauck / AWI
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