17.03.2009

Französischer Physiker erhält höchstdotierten Wissenschaftspreis

Der 87 Jahre alte Forscher untersuchte unter anderem die philosophischen Auswirkungen der Quantenphysik

 


Paris (dpa) - Der mit mehr als einer Million Euro dotierte Templeton-Preis geht in diesem Jahr an den französischen Physiker und Wissenschaftstheoretiker Bernard d'Espagnat. Der 87 Jahre alte Forscher untersuchte unter anderem die philosophischen Auswirkungen der Quantenphysik. Er habe damit neue Einblicke in die Definition von Wirklichkeit und der möglichen Grenzen wissenschaftlicher Kenntnisse eröffnet, teilte die John Templeton Stiftung am 16. März 2009 in Paris mit.

Der mit einer Million Pfund (rund 1,08 Millionen Euro) dotierte Preis ist nach Stiftungsangaben die höchstdotierte wissenschaftliche Auszeichnung, die an eine Einzelperson vergeben wird. Selbst Nobelpreis-Gewinner müssen sich mit einem etwas geringeren Betrag zufriedengeben.

D'Espagnat will mit dem Geld unter anderem Wohnungslose unterstützen und eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe finanzieren. Etwa ein Drittel des Betrags möchte er für sich und seine Frau behalten. «Ich bin sehr alt. Meine Frau ist behindert. Wir werden das Geld nutzen, um so lange wie möglich in unserer Wohnung zu bleiben», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Ich denke, es wird eine Hilfe für uns sein. Ich hoffe es zumindest.»

Der Templeton-Preis wird am 5. Mai im Buckingham Palace in London überreicht. Nach Angaben der Stifter ehrt er seit 1973 jährlich eine Person, die einen «außergewöhnlichen Beitrag zur Bejahung der spirituellen Dimension des Lebens geleistet hat, sei es durch Einsicht, Entdeckungen oder praktische Arbeit.» Er habe die Erkenntnis gewonnen, dass die Wissenschaft nichts über die Natur des Seins sagen kann, sagte D'Espagnat anlässlich der Auszeichnung. «Geheimnisse sind nichts Negatives, das eliminiert werden muss.» Sie zählten im Gegenteil sogar zu den konstitutiven Elementen des Seins.

D'Espagnat arbeitete während seiner wissenschaftlichen Laufbahn lange am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik CERN bei Genf. Später forschte er unter anderem an der Sorbonne und an der Universität von Paris-Orsay. Geboren wurde er am 22. August 1921 in Fourmagnac als Sohn des impressionistischen Malers Georges d'Espagnat. Der 87-Jährige lebt heute mit seiner Frau in Paris. Das Paar hat zwei Töchter.

Zu den bisherigen Templeton-Preisträgern zählen unter anderen Mutter Teresa, der Schriftsteller Alexander Solschenizyn sowie der deutsche Physiker, Philosoph und Friedensforscher Carl Friedrich von Weizsäcker. Die Auszeichnung geht auf den britischen Finanzinvestor Sir John Templeton zurück.


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