Fusionsforschung unter Hochspannung
Heizsystem von ITER erhält leistungsstarke Energieversorgung.
ITER wird die bisher größte Fusionsanlage, die ein Plasma mit einem Volumen von fast 840 Kubikmetern bei 150 Millionen Grad Celsius, dem Zehnfachen der Temperaturen, die im Innern der Sonne herrschen, erzeugt. Um diese Temperaturen zu erreichen, braucht man leistungsstarke Heizsysteme mit hochenergetischen Strahlen, um die Kerne aufeinander zu stoßen und eine Fusionsreaktion auszulösen.
Abb.: Design der Hochspannungsanlage (Bild: Siemens)
F4E, das gemeinsame Unternehmen der Europäischen Union, das Europas Beitrag zum ITER leitet, und Siemens haben eine Zusammenarbeit zur Entwicklung von drei Ausrüstungseinheiten für Energieversorgungen begonnen, die Anforderungen erfüllen müssen, die weit über die derzeitig branchenüblichen Anforderungen hinausgehen. Diese Einheiten sollen in die ITER-Neutralteilcheninjektoren (Neutral Beam Injectors – NBI), einem der ITER-Heizsysteme, integriert werden. Eine Einheit wird für eine Forschungseinrichtung in Italien gebaut, die die Forscher dabei unterstützt, die NBI-Komponenten zu testen, bevor sie für ITER in Betrieb gehen. Die anderen beiden Einheiten werden als Teil des leistungsstarken NBI-Systems von ITER gefertigt und sollen 33 Megawatt Strom liefern, um Neutralteilchen in den Kern seines heißen Plasmas einzuschießen. Die Arbeiten werden voraussichtlich sieben Jahre dauern. Ihr Gesamtwert bewegt sich in einer Größenordnung von 18 Millionen Euro.
Pietro Barabaschi, geschäftsführender Direktor des F4E, erklärte, dass „durch diese Zusammenarbeit ein global agierendes europäisches Innovationsunternehmen einen Beitrag zu der größten internationalen Kooperation leistet, die den Energiemix der Zukunft beeinflussen wird“. Michael Krohn, Projektleiter Hochspannungsanlagen und Hochspannungsdurchführungen bei Siemens, erklärte: „Unser Unternehmen ist stolz darauf, Teil dieses internationalen Forschungsprojekts zu sein und eine aktive Rolle beim Bau von Anlagen für die ITER-Neutralteilcheninjektoren zu spielen. Wir freuen uns auf eine fruchtbare Zusammenarbeit.“
Im Rahmen dieses Auftrags wird Siemens drei Hochspannungseinheiten entwickeln, fertigen und testen, die die Energie für die NBI-Hochenergiestrahlen bereitstellen, die das ITER-Plasma aufheizen. Im Rahmen dieses Vertrags werden auch die Hochspannungsdurchführungen, mit denen die Energieversorgungseinheiten mit den Übertragungsleitungen verbunden werden, von der japanischen Mitgliedsstelle für den ITER bereitgestellt. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfungen im Rahmen der Betriebsabnahme werden die Komponenten an verschiedene Orte transportiert und dort aufgebaut. Die erste Einheit wird an die NBI-Testanlage Megavolt ITER Injector and Concept Advancement (MITICA) in Padua geliefert, die vom F4E, der japanischen Mitgliedsstelle für den ITER und Italiens Consorzio RFX, das die Infrastruktur für die NBI-Tests bereitstellt, finanziert wird. Die anderen beiden Einheiten werden an den ITER in Cadarache geliefert, wo sie zusammen mit den anderen Komponenten des NBI-Energieversorungssystems integriert werden.
Die Hochspannungseinheiten muss man sich als luftisolierte faradaysche Käfige vorstellen, die mit einer Gesamtfläche von 150 Quadratmetern auf zwei Stockwerke verteilt sind. Sie umfassen Transformatoren, Stromverteilungssysteme und Schaltschränke mit einem Gesamtgewicht von fast 45 Tonnen. Der Gesamtaufbau wird rund 100 Tonnen erreichen und auf hohen Stützisolatoren sechs Meter über dem Boden stehen. Die Einheiten werden gemäß den Anforderungen an die Erdbebensicherheit gebaut, die für die entsprechenden Anlagen in Italien und Frankreich gelten. Auch die Durchführungen stellen mit ihren Hochspannungs-
F4E / DE