14.03.2018

Gute Kontakte sind unverzichtbar

Bor-dotierte Silizium-Solarzelle erreicht Rekordwirkungsgrad von 26,1 Prozent.

Wissenschaftlern des Instituts für Solarenergie­forschung (ISFH) und des Instituts für Materialien und Bau­elemente der Elektronik (MBE) der Leibniz Universität Hannover ist es gelungen, eine neuartige Solar­zelle zu entwickeln, die mit einem Wirkungs­grad von 26,1 Prozent deutlich effizienter arbeitet als die bisherigen Solar­zellen auf Basis des von in der Industrie üblicherweise verwendeten Bor-dotierten Siliziums. Diese Entwicklung könnte dabei helfen, auf lange Sicht die Kosten für die Erzeugung von Strom mittels Photo­voltaik zu senken. Außerdem sind derart effiziente Solar­zellen interessant für Anwendungs­fälle mit begrenztem Platz­angebot, z.B. auf dem Dach von Elektro­fahrzeugen. Das Forschungs­vorhaben 26+ wurde für drei Jahre vom Bundes­ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) mit drei Millionen Euro gefördert und läuft noch bis zum 30. Juni 2018.

Abb.: Monokristalline Siliziumsolarzelle mit POLO-Kontakten für beide Polaritäten auf der Solarzellenrückseite. Im Vordergrund ist die Rückseite von sieben Solarzellen auf einem Wafer zu sehen, im Hintergrund die gesamte Vorderseite. (Bild: ISFH)

Der maximal mögliche Wirkungsgrad einer Solarzelle aus dem für die Anwendung besonders wichtigen Material Silizium liegt bei 29,5 Prozent. Die praktische Realisierung eines Wirkungsgrades von mehr als 26 Prozent mit Bor-dotiertem Silizium galt bislang nahezu unerreichbar. Basis der neu entwickelten kristallinen Silizium-Solarzelle ist ein Kontakt, der ebenfalls am ISFH und am MBE entstanden ist. Eine Solar­zelle besteht im Wesentlichen aus reinem Silizium, dort wird Licht eingefangen, das positive und negative Ladungs­träger erzeugt. Damit sie als Strom genutzt werden können, müssen die verschiedenen Ladungs­träger über unterschiedlich behandelte Bereiche des Siliziums abgeführt werden. Dazu braucht man Kontakte aus Metall, über die die Ladungs­träger weiter­geleitet werden. An dieser Stelle – beim Übergang vom Metall zum Silizium und umgekehrt – kam es bislang zu hohen Verlusten an Ladungs­trägern. Hier setzen die vor einiger Zeit neu entwickelten POLO-Kontakte an.

POLO steht für „polycrystalline Silicon on Oxide“ und beschreibt die verwendeten Schichten. Um die positiven Ladungs­träger auf der einen und die negativen Ladungs­träger auf der anderen Seite der Solarzelle zu extrahieren, wurde je eine weitere Schicht Silizium für die POLO-Kontakte benutzt, allerdings eine mit einer anderen Struktur als im Inneren der Zelle. Das poly­kristalline, leit­fähige Silizium wurde als dünne Schicht auf einem hauch­dünnen Film aus Silizium­oxid aufgetragen. Diese isolierende Zwischen­schicht passiviert die Kontakte.

Durch Erhitzen auf Temperaturen um die 1000 Grad Celsius entstehen winzig kleine Poren in der darunter­liegenden Passivierung. Der Durchmesser der Poren liegt im Nanometer­bereich. Durch sie können nun die Ladungs­träger nahezu verlustfrei über die poly­kristalline Silizium­schicht und die Metall­kontakte weitergeleitet werden. Die Verluste konnten so deutlich reduziert werden. Die POLO-Kontakte vereinen daher eine effiziente Strom­extraktion aus der Solar­zelle mit einer exzellenten Passivierung.

Im aktuellen Forschungs­vorhaben 26+ ist es nun gelungen, die POLO-Kontakte so in eine Solar­zelle zu integrieren, dass ein Wirkungs­grad von 26,1 Prozent erreicht wurde. „Durch den Einsatz von Laser­verfahren haben wir außerdem den Weg in Richtung industrielle Anwendung geebnet“, erklärt Projekt­leiter Felix Haase vom ISFH. „Das Ergebnis zeigt, dass die Photo­voltaik-Forschung in Deutschland nach wie vor zur Welt­spitze gehört und wesentliche Beiträge zur Reduktion der Strom-Erzeugungs­kosten und für die Erschließung neuer Anwendungs­felder für die Photo­voltaik leisten kann“, sagt Robby Peibst, der am ISFH die Arbeits­gruppe leitet und am MBE eine Junior­professur innehat.

U. Hannover / DE

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