26.02.2013

Hochpräzise Wasserdampf-Messungen

Neues Laser-Hygrometer für Forschungsflugzeuge beweist seine Eignung als Transfernormal für bessere Wetter- und Klimamodelle.

Ein von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) entwickeltes Luftfeuchte-Messgerät, das SEALDH-Laserhygrometer, hat sich beim Einsatz im Flugzeug bewährt und bringt alle Voraussetzungen mit, herkömmlichen Feuchte-Messgeräten als Transfernormal zu dienen. Dadurch ließe sich die Qualität von Luftfeuchtemessungen in der Erdatmosphäre – und damit auch von Klima-Modellrechnungen – verbessern.

Abb.: Das Laser-Hygrometer der PTB absolvierte in einem Learjet 35A sieben Flüge und bestätigte dabei, dass es anderen Luftfeuchte-Messgeräten als Vergleichsstandard dienen kann. (Bild: R. Maser, enviscope GmbH)


Feuchtemessungen in der Atmosphäre sind von größter Bedeutung, weil Wasserdampf den atmosphärischen Strahlungshaushalt der Erde als wichtigstes natürliches Treibhausgas stark beeinflusst und somit entscheidend unser Klima bestimmt. Er ist zudem für Wetterphänomene wie Wolkenbildung und Niederschlag verantwortlich. Der atmosphärische Wassergehalt stellt daher in allen Klimamodellen, aber auch für die Wettervorhersage eine zentrale Größe dar, die exakt ermittelt werden muss, wenn man tragfähige Vorhersagen vom Wetter bis hin zu zukünftigen Klimaentwicklungen treffen will.

Doch den Wasserdampf bis in die obere Atmosphäre zu messen ist keine leichte Aufgabe, was dazu führt, dass sich Luftfeuchtemessungen, die von verschiedenen Forschungsprojekten mit unterschiedlicher Technik ermittelt werden, selbst im aufwendigen Laborvergleich bisher mitunter um mehr als zehn Prozent unterscheiden. Wolken-, Niederschlags- und auch komplexe Klimamodellrechnungen sollten jedoch auf möglichst exakten Messdaten beruhen, um aussagekräftig zu sein.

Um die Qualität der atmosphärischen Wasserdampfmessung zu erhöhen und für eine bessere Vergleichbarkeit zu sorgen, haben PTB-Wissenschaftler das rückführbare Laser-Hygrometer SEALDH entwickelt. SEALDH steht für „Selective Extractive Airborne Laser Diode Hygrometer“ und funktioniert nach dem Prinzip der durchstimmbaren Diodenlaser-Absorptionsspektroskopie (TDLAS). Der Einsatz im Flugzeug erfordert, dass es klein, leicht und vibrationsunempfindlich ist, viele Messungen in kurzer Zeit durchführen sowie autonom agieren kann, um sich beispielsweise dauerhaft zu überwachen oder nach Störungen wieder selbst in Betrieb zu nehmen. Doch SEALDH ist darüber hinaus auch selbstkalibrierend. Das ist ein deutlicher Vorteil gegenüber herkömmlichen Feuchtemessgeräten, die häufig und teilweise auch unter schwierigen Bedingungen, z. B. im Hangar, kalibriert werden müssen.

In einer wissenschaftlichen Mission auf einem Learjet 35A konnte SEALDH nun auch unter Feldbedingungen auf sieben Flügen seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, nachdem es zuvor einen erfolgreichen Blindvergleich mit mehreren etablierten Flugzeughygrometern an der Umweltsimulationskammer des Forschungszentrums Jülich absolviert hatte. Im Flugbetrieb bewies das Laser-Hygrometer eine Nachweisgrenze im ppm-Bereich, einen sehr großen Messbereich zwischen 25 ppm und 25 000 ppm Volumenanteil Wasser sowie eine exzellente zeitliche Auflösung deutlich unter einer Sekunde.

Darüber hinaus haben die Wissenschaftler SEALDH mit dem nationalen Feuchtenormal der PTB verglichen und dabei eine mittlere Abweichung von unter zwei Prozent erreicht – ohne jede Kalibrierung. Diese Fähigkeiten sind die Basis, um SEALDH mittelfristig als Transfernormal zur Qualitätssicherung von Luftfeuchtemessungen in der Atmosphärenforschung einzusetzen.
An der Erforschung klimarelevanter Prozesse in der Atmosphäre arbeiten rund um den Globus zahlreiche Forschungsgruppen mit unterschiedlichen Messverfahren und unter verschiedenen Bedingungen. Um ihre Messergebnisse vergleichbar zu machen, wäre es sinnvoll, rückführbar zu messen. Das bedeutet: Die Messunsicherheit eines verwendeten Geräts im Vergleich zu einem bestmöglichen Standard muss bekannt sein. Einen solchen Standard könnte mittelfristig SEALDH darstellen, da es seine Eigenschaft als Transfernormal auch unter realen Flugbedingungen bewiesen hat und mit dem primären Feuchtenormal der PTB verglichen wurde.

PTB / PH

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