Instabile Wellenpakete tragen Schall in die Ferne
Aeroakustische Computersimulationen untersuchen Fluglärm – und legen Basis für Entwicklung leiserer Triebwerke.
Wenn Flugzeuge starten, belasten sie die Umgebung nicht selten mit einem Schallpegel von bis zu 140 Dezibel. Viele technische Entwicklungen konnten den Fluglärm bereits deutlich verringern. Doch stoßen theoretische Modelle an ihre Grenzen, um die messbare Lautstärke in weiterer Entfernung vom Flugzeug schlüssig erklären zu können. Diese Lücke füllen jetzt Akustikforscher der University of Minnesota in Minneapolis mit einem neuen Ansatz. Mit einer numerischen Analyse gelang es ihnen, die Schallerzeugung durch turbulente Strömungen besser zu verstehen. Das Verfahren könnte auch zur Entwicklung leiserer Triebwerke beitragen.
Abb.: Berechnete Schallpegel hinter einem Flugzeugtriebwerk (roter Punkt in der Mitte, Bild: J. W. Nichols, U. Minnesota)
Fluglärm entsteht sowohl durch die Reibung der Gase im Triebwerk als auch durch Turbulenzen in der Luftströmung dahinter. Mihailo Jovanovi und seine Kollegen simulierten, wie aerodynamische Fluktuationen im Triebwerksstrom zu einem hohen Schallpegel im Fernfeld um die Schallquelle führen. „Dafür behandelten wir turbulente Strömungen als Verstärker, um Schall in die Region weiter entfernt von der Schallquelle zu übertragen“, erläutert Jovanovi den neuen aeroakustischen Ansatz.
Dabei dienten instabile Wellenpakete in der Strömung hinter dem Triebwerk als eine Art Trägerwelle. Dieser Effekt ähnelte einer Radiowelle für Mittelwellen-
Jovanovi und Kollegen schlagen nun vor, auf der Basis ihres aeroakustischen Modells neue Strategien gegen Fluglärm zu entwickeln. Zuvor wäre es jedoch sinnvoll, die berechneten Ergebnisse anhand von Schallmessungen rund um das Triebwerk eines startenden Flugzeugs zu überprüfen. Als Alternative bieten sich leichter durchführbare Messungen rund um eine Windkraftanlage an, da an deren Flügelspitzen ebenfalls sehr schnelle turbulente Strömungen auftreten. Denn die Forscher sind davon überzeugt, dass ihr Modell der Schall übertragenden Wellenpakete auch neue Erkenntnisse zur Aeroakustik von Windparks liefern könnte.
Jan Oliver Löfken
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RK