19.07.2013

Keine Kompromisse, die Wissenschaft geht vor

Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um eine kompromisslose Physikerin. Verlost werden wieder drei Buchpreise.

Durch nichts lässt sie sich beirren, auch nicht durch eine Ehe: Als sie schließlich ihren langjährigen Lehrer und Mentor als 64-jährigen Witwer heiratet, ist sie 51 Jahre alt. Ihrer Kollegin und Freundin Lise Meitner schreibt sie danach: „Es ist schön, jeden Augenblick zu fühlen, dass wir zusammengehören und zusammenpassen.“ Und dieses Gefühl genügt ihr offenkundig – zusammen leben muss sie nicht mit ihrem Ehemann.

Zu dieser Zeit lebt und arbeitet sie in den USA. Dass sie dort landet, liegt auch in ihrem Fall an der Verwüstung der Wissenschaft in Göttingen durch die Nazis. Zuvor hat sie dort ein spannendes Leben: In der Rekordzeit von fünf Semestern schließt sie ihre Doktorarbeit Über ultrarote Absorption zweiatomiger Gase ab – wobei ihr die Geschwindigkeit selbst ein wenig unheimlich ist. Ihr Doktorvater Peter Debye will sie danach nach München schicken, eines der Zentren der theoretischen Physik. Doch sie kennt ihren Wert und weiß, was sie will.

Mit 67 erinnert sie sich, abgewunken zu haben: „Naja, das wäre ja schön. Aber ich würde gerne wenigstens ein Semester zu jemandem gehen, bei dem ich meine Experimentalphysik auffrischen könnte, weil ich da seit meinem Praktikum nichts mehr gemacht habe.“ Tatsächlich zählt die theoretische Physik nie zu ihren Schwächen, besonders nicht in der damaligen Zeit: Als Assistentin David Hilberts hat sie die Aufgabe, wöchentlich den Inhalt ausgewählter Arbeiten aus der theoretischen Physik zu referieren, weil der Meister nicht dazu kommt, sie selbst zu lesen. „Ich hatte jedes Mal Todesangst, weil er natürlich so viel mehr wusste, besonders in Mathematik und so. Aber ich bereitete natürlich diese Vorträge und Treffen vor.“

Sie wird sogar noch außerordentliche Professorin in Göttingen, bevor sie die Stadt verlassen muss; später wird ihr in Abwesenheit die Lehrbefugnis wieder aberkannt. Sie geht nach Norwegen und emigriert dann in die USA, wo sie an der Duke University unterkommt. Dort startet sie eine zweite Karriere an der Grenze von Chemie und Physik, in Molekülphysik und Spektroskopie.

Insgesamt kommt sie im Laufe ihres Lebens auf etwa 90 Veröffentlichungen. Nach Deutschland kehrt sie erst mit 70 Jahren zurück. Seit etwa zehn Jahren verleiht die Deutsche Physikalische Gesellschaft in ihrem Namen einen Preis an Nachwuchswissenschaftler.

Andreas Loos, FU Berlin

Wer war die Expertin in Molekülspektroskopie? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder schreiben Sie eine Email an: thomas@buehrke.com. Absender nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.8.2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Moleküle aus dem All von Katharina Al-Shamery.

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