15.08.2012

Kosmischer Surrealismus

„Ceci N'est Pas Une Pipe“ – ESO veröffentlicht zum 45. Todestag des Malers René Magritte ein Bild vom Mundstück des Pfeifennebels.

Der Pfeifennebel ist ein typischer Vertreter der Dunkelwolken. Ursprünglich gingen die Astronomen bei dieser Objektklasse davon aus, es mit Bereichen des Weltraums zu tun zu haben, die frei von Sternen sind. Erst später wurde klar, dass es sich in Wirklichkeit um dichte Wolken aus interstellarem Staub handelt, die das Licht der dahinterliegenden Sterne verdunkeln. Die Silhouette des Pfeifennebels ist vor dem Hintergrund der dichten Sternwolken nahe dem Zentrum der Milchstraße im Sternbild Ophiuchus (der Schlangenträger) besonders gut zu erkennen.

Abb.: Das Mundstück des Pfeifennebels – Barnard 59. (Bild: ESO)

Eines der bekanntesten Werke des Malers René Magritte ist „Der Verrat der Bilder“. Es zeigt eine Pfeife zusammen mit dem Schriftzug „Dies ist keine Pfeife”, der besagen soll, dass ein Bild eines Objektes nicht gleichwertig mit dem Objekt selbst ist. Auch diese Aufnahme ist keine Pfeife, sondern ein Bild von Barnard 59, einem Teil einer auch als Pfeifennebel bekannten, ausgedehnten interstellaren Dunkelwolke. Das Bild wurde mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium der ESO aufgenommen und heute, am 45. Todestag Magrittes, zu Ehren des Malers veröffentlicht.

Barnard 59, das Mundstück der „Pfeife“ des Pfeifennebels, steht im Zentrum dieser neuen Aufnahme des Wide Field Imagers am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop. Der auffällige Dunkelnebel, der eine komplexe Struktur aufweist, ist zwischen 600 und 700 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Der Nebel trägt den Namen des amerikanischen Astronomen Edward Emerson Barnard, der Dunkelwolken mithilfe von Langzeitbelichtungen als erster systematisch dokumentierte und dabei erkannte, dass es sich um Staubwolken handelt. Barnard katalogisierte insgesamt 370 Dunkelnebel, die über den ganzen Himmel verteilt sind. Als ein außergewöhnlicher Beobachter mit extrem guten Augen lieferte er Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gleich eine ganze Reihe wertvoller Beiträge zu diversen Bereichen der Astronomie. Vom Preisgeld für die Entdeckung mehrerer Kometen konnte er sich sogar ein Haus kaufen.

Beim Betrachten des Nebelbildes dürfte die Aufmerksamkeit zunächst auf dessen Zentrum gezogen werden, wo dunkle, verzwirbelte Wolken an die Beine einer riesigen Spinne erinnern, die in ihrem Netz aus Sternen sitzt. Schnell wird der Blick dann allerdings auf die vielen feinen Details gelenkt: rauchige Strukturen, die inmitten des Dunkels von Sternen aufgehellt werden, die gerade erst im Entstehen begriffen sind. Solche Sterngeburten sind typische Vorkommnisse im Inneren der dichten Molekülwolken, aus denen die Dunkelnebel bestehen. Gas und Staub bilden unter dem Einfluss der Schwerkraft Klumpen, die daraufhin mehr und mehr Materie anziehen – so lange, bis die Verklumpung genügend Masse besitzt, um ein Stern zu werden. Im Vergleich mit anderen Dunkelwolken entstehen in Barnard 59 allerdings vergleichsweise wenig Sterne, und der Nebel enthält noch viel ungebundenen Staub.

Bei genauerem Hinsehen tauchen über das gesamte Bild verteilt etwa ein Dutzend kleiner blauer, grüner und roter Striche. Das sind die Spuren von Asteroiden Gesteinsbrocken mit einer Größe von maximal ein paar Kilometern, die die Sonne umlaufen und sich dabei im Vordergrund ins Bild geschoben haben. Die meisten von ihnen befinden sich im Asteroidengürtel, der zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Mars und Jupiter liegt. Barnard 59 ist etwa zehn Millionen mal so weit von der Erde entfernt wie diese kleinen Himmelskörper.

ESO / PH

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