11.06.2025 • Quantum2025

Literatur trifft Quantenphysik

Zum Quantenjahr 2025 startet in Erlangen mit „QuantenLesungen“ ein neues Format für Literaturbegeisterte.

DPG / Alexander Pawlak

Literatur beschreibt die Welt, in der wir leben – auch die Welt der Quanten – und ihre Wirkung auf uns Menschen. Viele Schriftsteller:innen setzen sich daher intensiv mit der modernen Physik auseinander, etwa Hermann Broch (Die unbekannte Größe, 1933) oder Friedrich Dürrenmatt, die auf ihre Weise die Erkenntnisse der modernen Physik rezipierten und schriftstellerisch verarbeiteten. In neuerer Zeit spielt die Quantenphysik in Werken von Ulrich Woelk, Thomas Lehr, Ulrike Draesner oder Christian Haller eine zentrale Rolle. 

Zum Quantenjahr 2025 organisieren die Deutsche Physikalischen Gesellschaft und das Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaft (ELINAS) die „QuantenLesungen“ – mit großzügiger Unterstützung der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung.

In den Lesungen werden gemeinsam mit den Schriftsteller:innen die Erkenntnisse von Quantenphänomenen erörtert. In den anschließenden Podiumsdiskussionen soll es unterstützt von einer interdisziplinaren Moderation darum gehen, über mögliche literarische Darstellungsweisen der Quantenphysik zu diskutieren. Im Vordergrund stehen dabei Fragen zur literarischen Erzählung von Wissen: Was weiß Literatur? Welche neuen Sichtweisen bietet sie?

Als Teil der nationalen Initiative zum Quantenjahr 2025 besteht die Möglichkeit, „QuantenLesungen“ in der eigenen Stadt durchzuführen. Die DPG berät und unterstützt bei der Vermittlung von Schriftsteller:innen.

Literatur und Physik

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Alexander Pawlak • 6/2016 • Seite 24

„Eine neue Sicht auf die Welt“

Den Anfang der „QuantenLesungen“ machen drei Termine in der Stadtbibliothek Erlangen. So liest am 18. Juni der promovierte Astrophysiker und Schriftsteller Ulrich Woelk, unter anderem aus seinen Roman Schrödingers Schlafzimmer. Darin zieht ein Enkel des Quantenphysikers Erwin Schrödinger in die Nachbarschaft einer Familie und verändert deren Leben mit seiner Zauberwerkstatt.

Ulrich Woelk liefert so eine literarische Studie über die Gesetze der Naturwissenschaften, die Psychologie und Schrödingers Zimmer, in dem eine Katze zugleich tot und lebendig sein kann. Hierbei stellen sich Fragen an den Schriftsteller: Wie transformiert man eine physikalische Theorie über atomare Teilchen in eine Geschichte über zwischenmenschliche Beziehungen? Wie gewinnen Quanteneigenschaften der Materie ein erzählerisches Potential?

Der Physiker und Wissenschaftsjournalist Thomas de Padova stellt am 2. Juli sein Sachbuch Quantenlicht. Das Jahrzehnt der Physik 1919–1929 vor. Mitten in den „Goldenen Zwanzigern“ liegt der Ursprung der Quantenphysik. Max Planck, Albert Einstein, Niels Bohr und Werner Heisenberg erforschten das Innere der Atome und rangen mit einer scheinbar einfachen Frage: Was ist Licht? – Zu einer Zeit, in der Elektrizität erstmals die Städte erhellte und Kino und Fotografie ihren Siegeszug antraten. Was hat ihre Kreativität beflügelt? Welche Anregungen führten sie zum Welle-Teilchen-Dualismus und zur Unschärferelation? Dabei stellt sich auch schriftstellerische Fragen: Wie lässt sich lebendig über die Entstehung einer abstrakten Theorie schreiben? Und was können historische Sachbücher vermitteln und was nicht?

Am 9. Juli liest der in Berlin lebende Schriftsteller Thomas Lehr aus seinen Romanen „42“ und „Schlafende Sonne“. In 42 findet sich eine Gästegruppe des CERN an einem lichtstrahlenden Augusttag in einer außergewöhnlichen Situation wieder: Die Zeit steht still. Hat der Teilchenbeschleuniger eine Zeitkatastrophe verursacht? Was bedeutet das für das Weiterleben der handelnden Personen? Damit verbunden sind literaturwissenschaftliche Fragen, die für die Arbeit von ELINAS zentral sind: Ist Literatur ein „Erkenntnisinstrument“? Wie wird das Wissen der Physik mit anderen Diskursen und Wissenshorizonten verschränkt?

Letztlich geht es um die Frage, wie sich ein produktiver Brückenschlag zwischen Kunst und Wissenschaft leisten lässt. „Die ‚QuantenLesungen‘ machen deutlich, dass die Quantenphysik nicht nur zukünftige Technologien prägt, sondern auch unsere Kultur“, so Klaus Mecke, Organisator der Lesungen und Mitglied der DPG-Taskforce zum Quantenjahr.

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