24.07.2014

Magnetooptik für die Qualitätskontrolle

Erstmals sekundenschnelle Magnetfeld-Messung mittels digitalem Kamerabild einer Sensorfläche möglich.

Perfektionierte Werkstoffe leben von einer optimalen Werkstoffprüfung. Der Automobil setzt beispielsweise zunehmend Magnete mit maßgeschneiderten Eigenschaften und hochwertiger Qualität ein. Hierzu zählen magnetische Encoder, die als Signalgeber zur Winkel- und Wegmessung fungieren. Durch den weltweiten Trend zur Miniaturisierung und Materialeinsparung müssen Encoder heutzutage höchste funktionelle Anforderungen bei geringer Ausschussquote erfüllen. Wichtig für eine zuverlässige Funktion der Bauteile sind hierbei die Einhaltung der exakten Streufeldgeometrie und ein präziser Feld­stärke­verlauf. Demzufolge liegt der Fokus verstärkt auf einer schnellen und zuver­lässigen Qualitäts­prüfung der Encoder­flächen.

Abb.: Magnetfeldbild (oben) in Falschfarbendarstellung (Nordpol: rot, Südpol: blau, Übergangsbereich: grün) und Feldstärkeverlauf (unten) eines Encoders mittels magnetooptischer Sensortechnik. (Bild: Innovent)

Etablierte Magnetfeld­mess­verfahren für Encoder basieren auf Hall-Sensorik und induktiven Methoden. Diese Techniken stoßen jedoch an ihre technischen Grenzen hinsichtlich einer flächigen Magnet­feld­prüfung in Echtzeit. Ein zeit­aufwen­diges Rastern ist somit notwendig.

Die Magnetooptik hingegen kann sowohl flächige Inhomo­genitäten der Magnet­felder als auch struktur­basierte Gradienten­felder schnell und direkt optisch erfassen. In Kombination mit digitaler Kamera­technik werden die Feld­aufnahmen in hoher Bild­auflösung archiviert und mittels Bild­verarbeitungs­routinen unmit­telbar weiter­verar­beitet. Risse, Fehl­magneti­sierungen und Material­störungen der Encoder lassen sich hiermit sofort erkennen.

Wissenschaftlern von Innovent ist es gelungen, aus dem magneto­optischen Bild ein quantifi­zierbares Magnet­feld­bild zu erzeugen und somit neben der Streufeld­geometrie die lokale Magnet­feld­stärke zu ermitteln. Die Heraus­forderung bestand dabei in der Entwicklung von geeigneten Sensor­schichten und einer möglichst präzisen Feld­kalibrie­rung des magneto­optischen Systems.

Das Verfahren ist nicht nur zur Vermessung von Encodern einsetzbar, sondern kann generell zur Magnetprüfung in der Qualitäts­kontrolle angewendet werden. Es eignet sich für die Charakterisierung von Multipol­magnet­werkstoffen, ferro­magnetischen Stahl­legierungen und Domänen­materialien wie Elektroblechen und magnetischen Formgedächtnislegierungen. Produzenten, Distributoren sowie Anwendern magnetischer Werkstoffe steht somit eine neuartige Messtechnik zur Verfügung, um Feldstärke­verteilungen magnetischer sowie magneti­sierbarer Funktions­materialien schnell und zuverlässig zu prüfen.

Die aktuelle magneto­optische Sensortechnik kann auf Messflächen von bis zu 20 mm × 15 mm magnetische Streufelder im Feldstärke­bereich von 0,1 bis 150 mT erfassen. In Zukunft soll die Messfläche auf 60 mm × 45 mm verdreifacht werden, um noch größere Bereiche charakterisieren zu können. Die optische Auflösung des Systems beträgt zehn Mikrometer über einen Messbereich von mehreren Quadratzentimetern.

Die Entwicklung der Sensor­technik ist mittlerweile soweit fortge­schritten, dass es technisch möglich ist, weich­magnetische Druck­strukturen und Merkmale des Wert- und Sicher­heits­drucks magnetooptisch zu detektieren. Auf Basis der vorhandenen leistungs­fähigen Sensor­materialien und der entwickelten Hard- und Software­lösungen sollen zukünftig robuste Messsysteme aufgebaut werden, um diese in der industriellen Fertigung zur Inline-Prüfung magnetischer Halbzeuge etablieren zu können.

Innovent / OD

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