06.09.2007

Mehr Engagement in der Lehre?

Angesichts der hohen Zahl von Studienabbrechern hat Bundespräsident Horst Köhler von den Professoren mehr Engagement in der Lehre verlangt.

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Berlin (dpa) - Angesichts der hohen Zahl von Studienabbrechern hat Bundespräsident Horst Köhler von den Professoren mehr Engagement in der Lehre verlangt. «Wer in der Lehre nur eine lästige Verpflichtung sieht, der hat seinen Beruf als Hochschullehrer verfehlt und verpasst die Chance, junge Menschen für ein Fach zu begeistern» sagte Köhler am Mittwoch anlässlich eines Festaktes zum 50-jährigen Bestehen des Wissenschaftsrates in Berlin.

Der Bundespräsident verwies darauf, dass an den Universitäten ein Viertel der Studenten das Studium abbricht. Auch sei die deutliche Überschreitung der Regelstudienzeit «eher die Regel denn die Ausnahme». Köhler bemängelte zudem, dass in manchen Fächern die Examensvorbereitung «durch private Trainer teure Normalität» sei. «Sie alle wissen, wie groß der Handlungsdruck in der Lehre ist», sagte der Bundespräsident nach dem vorab verbreiteten Redetext.

Köhler kritisierte dabei eine «unerhörte Verschwendung von Lebenszeit und Lebenschancen, von geistigen und von finanziellen Ressourcen». Ohne mehr engagierte Professoren könne die laufende Studienreform bei steigenden Studentenzahlen keinen Erfolg haben. Dabei dürfe die Förderung der Lehre aber nicht zu Lasten der Forschung gehen. «Gerade wer die Humboldtsche Einheit von Forschung und Lehre mit neuer Vitalität erfüllen will, der muss die Lehre aus ihrem Stiefkinddasein an deutschen Hochschulen befreien.»

Der Wissenschaftsrat berät seit 50 Jahren Bund und Länder in der Hochschul- und Forschungspolitik und überprüft die Qualität von Instituten und Studienangeboten. Seine jüngste Empfehlung zur Einführung spezieller Lehrprofessuren war von der Berufsorganisation der Universitäts-Professoren massiv kritisiert worden. Eine weitere Empfehlung zur Lehre soll zum Jahresende folgen.

Köhler würdigte die Arbeit des Wissenschaftsrates. Manche Empfehlung des Gremiums habe erst nach «einer gewissen Latenzzeit» Wirkung entfaltet. Als Beispiel nannte der Bundespräsident die Forderung nach gestuften Studiengängen wie sie jetzt erst nach Jahrzehnten mit den Bachelor- und Masterabschlüssen realisiert würden. «Wissenschaftspolitik - zumal im Föderalismus - scheint jedenfalls nichts für Ungeduldige zu sein.»

Entscheidend sei heute, wie es gelinge, an den Hochschulen ausreichend viele junge Leute optimal aufs Berufsleben vorzubereiten. Köhler sagte: «Gelingt es uns, gerade jungen Wissenschaftlern in ihrer kreativsten Lebensphase den gleichen Freiraum für eigenes Forschen zu eröffnen, den viele von unseren Nachwuchswissenschaftlern hier zu Lande vermissen und deswegen im Ausland suchen?»

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