30.12.2025

Mysteriöse Temperatur am Rand eines Quantensystems

Österreichisch-italienisches Team befasst sich mit der Verschränkung von Quanten-Vielteilchensystemen und damit, wie sie sich besser beschreiben lässt.

„Wir haben schon viele Vorhersagen der Quantentheorie experimentell bestätigen können“, erklärt Viktor Eisler, der als Physiker gerade von der TU Graz an die Universität Graz wechselt. Über den großen NAWI-Graz-Physik-Verbund bleibt er aber weiterhin mit der Technischen Universität Graz verbunden. Die Quantenphysik ist sein Forschungsgebiet: „Es sind natürlich immer noch viele Fragen offen. Zum Beispiel zum Kollaps der Wellenfunktion oder auch zur Verschränkung.“

Marcello Dalmonte,* Viktor Eisler, Marco Falconi, and Benoît Vermersch
Dalmonte, Eisler, Falconi & Vermersch 2022
Quelle: Annalen der Physik, WILEY

In seiner Arbeit erforscht Viktor Eisler quanten­mecha­nische Viel­teilchen-Systeme und möchte deren Eigen­schaften auf die Spur kommen. In diesen quanten­mechani­schen Systemen lassen sich näm­lich Effekte beob­achten, die wir aus der Welt der klassi­schen Physik nicht kennen. Eisler ver­sucht, mathe­ma­ti­sche Beschrei­bungen dafür zu finden und nutzt etwa eine Ana­lo­gie zur Thermo­dynamik aus der klassi­schen Physik. „Die thermi­sche Beschrei­bung eines klassi­schen Systems kann in einem Quanten­system mit einem Ver­schränkungs­opera­tor beschrieben werden, einem mathe­mati­schen Aus­druck, der das Ver­hält­nis von Energie zu Tempe­ratur er­setzt. Und unsere For­schungs­frage ist, welche Rolle dieser Ope­rator spielt“, so Eisler.

In einem Untersystem ist der Ver­schränkungs­operator und damit auch die effek­tive Tempe­ra­tur auf einen Ort begrenzt. Wenn das Gesamt­system auf Tempe­ratur 0 gekühlt ist, dann sollte die Tempe­ratur auch in allen Unter­systemen 0 sein. In der quanten­mechani­schen Beschrei­bung sieht es aber wegen der Teilchen­verschrän­kung so aus, als gäbe es am Rand der Unter­systeme doch eine Tempe­ratur.

Mehr von Viktor Eisler

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Viktor Eisler und Ingo Peschel • 3/2024 • Seite 22

Verschränkung unter der Lupe

 Je weiter weg vom Rand man das Unter­system betrachtet, desto weiter geht die ver­meint­liche Tempe­ratur gegen 0. „Wir konnten so also zeigen, welche Struk­tur die Ver­schrän­kung hat und dass sie tat­säch­lich vom Rand des Sys­tems aus­geht.“

Die Ergebnisse wurden bereits mittels Experi­menten in Inns­bruck über­prüft und bestätigt. „Unsere Kolle­ginnen und Kollegen haben den Ver­schränkungs­operator bereits genutzt, um den Zustand ihrer Experi­mente offen­zu­legen. So wird das Problem tat­säch­lich experi­mentell behan­delbar.“

In Zukunft möchte sich Eisler weiterhin dem Thema der Ver­schränkungs­operatoren widmen, aber noch stärker in kompli­zierte, topolo­gische Systeme gehen, die in weiterer Folge für Quanten­computer relevant sein kön­nen. [TU Graz / dre]

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