Optische Distanzmessung mit Rekordgeschwindigkeit
Solitonen-Frequenzkämme ermöglichen hundert Millionen Messungen pro Sekunde.
Mit einer neuen Messmethode hat ein Forscherteam am Karlsruher Institut für Technologie gemeinsam mit Kollegen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne die bislang schnellste Entfernungsmessung demonstriert. Den Wissenschaftlern gelang es, das Profil einer Gewehrkugel im Flug mikrometergenau zu bestimmen. Sie nutzten dazu erstmals einen Solitonen-
Abb.: Demonstrationsaufbau einer ultraschnellen Distanzmessung: Der Lauf eines Luftgewehrs ist fest eingespannt und der beim eigentlichen Versuch unsichtbare Laserstrahl wird auf die Flugbahn der abgefeuerten Projektile ausgerichtet. (Bild: L. Tkotz, KIT)
LIDAR, die Entfernungsmessung mit Hilfe von Lasern, ist seit Jahrzehnten eine etablierte Methode. Optische Distanzmessverfahren halten heute Einzug in vielfältige neue Anwendungen, beispielsweise die Navigation von autonom fliegenden Objekten wie Drohnen oder Satelliten oder die Prozesskontrolle in intelligenten Fabriken. Diese neuen Anwendungen stellen komplexe Anforderungen an die Geschwindigkeit, die Genauigkeit und die Größe von optischen Distanzmesssystemen. Christian Koos vom KIT und Tobias Kippenberg an der ETH Lausanne und ihre Mitarbeiter arbeiten an einem ultraschnellen und hochgenauen LIDAR-
Die Grundlagen hierfür haben sie jetzt vorgestellt. Die Leistungsfähigkeit ihres Ansatzes demonstrierten die Forscher mit einer Gewehrkugel, die sich mit einer Geschwindigkeit von 150 Meter pro Sekunde bewegte. „Mit unserem Verfahren konnten wir die Oberflächenstruktur des Projektils im Flug mikrometergenau abtasten“, sagt Philipp Trocha, einer der Mitarbeiter. „Dazu wurden hundert Millionen Distanzwerte pro Sekunde aufgenommen – das ist die schnellste Entfernungsmessung, die jemals durchgeführt wurde.“
Möglich wurde die Demonstration durch eine neuartige, an der EPFL entwickelte Lichtquelle, mit deren Hilfe ein optischer Frequenzkamm erzeugt werden kann. Die breitbandigen Frequenzkämme entstehen in optischen Mikroresonatoren. Dabei handelt es sich um winzige kreisrunde Strukturen, in die Licht aus einer Laserquelle eingespeist wird. In diesen Mikroresonatoren entstehen aus dem kontinuierlich zugeführten Laserlicht Solitonen, spezielle Wellenpakete, die einen regelmäßigen Zug aus ultrakurzen optischen Pulsen bilden und damit ein breitbandiges Spektrum an Wellenlängen besitzen. Die eingesetzten Mikroresonatoren wurden an der EPFL hergestellt, wo optische Strukturen aus Siliziumnitrid erforscht werden. „Wir haben äußerst verlustarme optische Mikroresonatoren entwickelt, in denen sich sehr hohe optische Intensitäten erzeugen lassen – eine Grundvoraussetzung für die Solitonen-
Die Forscher kombinieren bei ihren Arbeiten Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen. „Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit Verfahren zur ultraschnellen Terabit-
Ihren Versuch mit der Gewehrkugel sehen die Wissenschaftler als eine erste Demonstration der neuen Messmethode. Präzision und Geschwindigkeit der Rekordmessung stehen als wichtiger Meilenstein für sich, doch dabei soll es nach ihrer Vorstellung nicht bleiben. „Wir müssen zwar noch viele Schwierigkeiten überwinden, aber unser Ziel ist ganz klar ein einsatzfähiger Demonstrator“, erklärt Denis Ganin vom KIT. Beispielsweise ist die Reichweite des Verfahrens bisher auf typische Distanzen von unter einem Meter begrenzt. Des Weiteren generiert die Messung eine Datenflut, deren Echtzeitauswertung Standardprozessoren überfordert. Der Fokus liegt vor allem auf einem möglichst kompakten Design – der Sensor soll nicht nur hochgenaue Messergebnisse liefern, sondern gleichzeitig auch nicht viel größer als eine Streichholzschachtel sein.
Für einen solchen Sensor gebe es eine ganze Palette von Einsatzmöglichkeiten, erklärt Ganin. So könnten die Produkte einer digitalen Fabrik noch in der Fertigungsstraße hochgenau auf Fehler untersucht werden, während heute die Prüfung allenfalls bei Stichproben möglich ist und für ein einzelnes Teil mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Leistungsstarke 3-D-
KIT / RK