Physik im Zeichen der fünf Ringe
Das deutsche Team sammelt eine Gold- und vier Silbermedaillen bei der Internationalen Physik-Olympiade in Zürich.
Während Sportlerinnen und Sportler auf der ganzen Welt den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro entgegenfiebern, trafen sich bereits in der vergangenen Woche die besten Nachwuchsphysikerinnen und -physiker an der Universität Zürich, um bei der 47. Internationalen Physik-Olympiade (IPhO) um Medaillen zu kämpfen. Mit 398 Schülerinnen und Schülern aus 84 Ländern war das Feld so international besetzt wie nie zuvor. Die fünf Schüler aus Deutschland zogen mit einer Gold- und vier Silbermedaillen eine durchweg positive Bilanz und platzierten sich im europäischen Spitzenfeld.
Die Aufgaben der jeweils fünfstündigen Experimental- und Theorieprüfung entwickelten Physiker der Uni Zürich unter Leitung von Thomas Uehlinger vom Verein Schweizer Physik-Olympiade. In den experimentellen Aufgaben galt es, ein Experiment zur elektrischen Leitfähigkeit dünner Schichten durchzuführen und springende Mohnsamen als ein Modellsystem für Phasenübergänge zu untersuchen. Die Theorieprüfung hielt komplexe Aufgaben zur klassischen Mechanik, der Dynamik in nichtlinearen Stromkreisen und der Teilchendetektion im Large Hadron Collider des CERN bereit. Die besten Ergebnisse erzielten Nachwuchstalente aus China, Südkorea und Russland. Auch Sven Jandura vom Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium in Dresden erhielt bei der abschließenden Preisverleihung eine der begehrten Goldmedaillen, nachdem er im vergangenen Jahr bereits eine Silbermedaille erringen konnte.
Seine vier Teamkollegen Kai Gipp (Wilhelm-Ostwald-Schule, Leipzig), Simon Lichtinger (Gymnasium Dingolfing), Christian Schmidt (Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium, Dresden) und Arne Wolf (Wilhelm-Ostwald-Schule, Leipzig) freuten sich jeweils über eine Silbermedaille. Die fünf Schüler gingen als beste Kandidaten aus einem vierstufigen Auswahlwettbewerb unter mehr als 670 Schülerinnen und Schülern in ganz Deutschland hervor. Stefan Petersen und Peter Wulff vom Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel bereiteten die fünf Talente auf den internationalen Wettbewerb vor und begleiteten sie nach Zürich.
Neben dem intellektuellen Wettkampf standen für die Physik-Olympioniken auch soziale Aspekte im Vordergrund. Über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg kamen sie in Kontakt mit Gleichgesinnten aus aller Welt und nutzten die Gelegenheit, um Freundschaften zu knüpfen. Während des Rahmenprogramms erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die schweizerische und Liechtensteiner Natur. Außerdem besuchten sie mit dem Paul Scherrer Institut in Villigen und dem CERN in Genf zwei namhafte Forschungsinstitutionen. Die Midterm-Party bot den Jugendlichen mit Disziplinen wie Kühe melken und Alphorn blasen Spaß und Unterhaltung jenseits der Physik.
Während die Veranstalter in Zürich stolz auf die erfolgreiche Austragung der 47. IPhO zurückblicken und sich für das Engagement von fast 300 Personen bedanken, die zum Gelingen der Wettkämpfe beitrugen, laufen in Indonesien bereits die Vorbereitungen für die 48. IPhO, die im kommenden Jahr stattfinden wird. Getreu dem Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ läuft in Deutschland bereits das Auswahlverfahren für die 48. IPhO: Lösungsvorschläge zu den Aufgaben der ersten Runde können noch bis zum 13. September auf der IPhO-Website des IPN Kiel eingereicht werden.
Kerstin Sonnabend