Protonen gegen Tumore
Dresdner Uniklinikum eröffnet neues Protonen-Therapie-Zentrum.
Techniker verschiedener Unternehmen haben die komplette Protonen-Behandlungseinheit im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden termingerecht fertiggestellt: Der Behandlungsraum für krebskranke Patienten, zu dem neben einem beweglichen Strahlaustritt (Gantry und Nozzle) auch die Steuereinheit, eine robotergesteuerte Therapieliege sowie ein Computertomograph zur Präzisionskontrolle gehören, ist voll funktionsfähig. Von der Funktionsfähigkeit der Anlage überzeugten sich an diesem Freitag, den 22. August, auch die Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich.
Abb.: Michael Baumann, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkoligie, Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (Bild: M. Rietschel)
Für die kommenden Monate steht die behördliche Abnahme der Anlage auf dem Programm, bevor im Herbst dieses Jahres der erste Patient behandelt werden kann. Anlässlich der Einweihung der Protonen-Behandlungseinheit im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden verkündeten die Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, dass ein aus der Medizinischen Fakultät und dem Uniklinikum der TU Dresden sowie dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf formiertes Konsortium zukünftig eine zusätzliche jährliche Förderung in Höhe von 13,5 Millionen Euro erhält.
Damit wird in Dresden der Partnerstandort des in Heidelberg bereits ansässigen „Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen“ (NCT) aufgebaut. Vorgesehen ist eine jährlich steigende Förderung der patientenorientierten Forschung zur individualisierten Präzisionsonkologie. Hierdurch soll erreicht werden, dass zukünftig auf Basis von klinischen, bildgebenden und molekularen Daten zielgerichtet für den einzelnen Patienten eine maßgeschneiderte Therapie angeboten werden kann. Trotz beeindruckender Fortschritte in der Krebsmedizin besteht noch eine große Lücke zwischen technologischen Neuerungen sowie dem sich rapide entwickelnden biologischen Verständnis von Krebserkrankungen und der Wirksamkeit heutiger Behandlungen.
Bereits in den letzten Jahren bestand eine enge, sich ergänzende Zusammenarbeit zwischen Heidelberg und Dresden in mehreren Bereichen der Krebsforschung, die zukünftig erheblich ausgebaut wird. Der sächsische Fokus liegt dabei insbesondere auf der Weiterentwicklung individualisierter Behandlungsverfahren lokalisierter Tumoren und der Bildgebung zur Diagnostik und Kontrolle von Tumorerkrankungen, einschließlich technologischer Neuentwicklungen. Dieses standortübergreifende Zukunftsprojekt zwischen Heidelberg und Dresden wird einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung einer internationalen Spitzenposition Deutschlands in der Krebsforschung und Krebsmedizin leisten.
Um den vielfältigen Belangen der Krankenversorgung in den Studien umfassend Rechnung zu tragen, werden die Aktivitäten rund um die Protonentherapie unter dem Dach der neu gegründeten „Universitäts Protonen Therapie Dresden“ (UPTD) in der Klinik für Strahlentherapie und dem OncoRay-Zentrum gebündelt. Im Mittelpunkt der Arbeit der UPTD steht die medizinische Evaluierung dieser vielversprechenden Behandlungsform.
Obwohl die eigentliche Bestrahlung selbst nur wenige Minuten dauert, muss sie mit hohem Aufwand vorbereitet werden. Grund hierfür ist die extreme Wirkung der auf zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit beschleunigten Protonen. Sie sollen ihre Energie nur genau dort voll entfalten, wo sich das Krebsgewebe tatsächlich befindet. Um neben den hochpräzisen Berechnungen zur Strahlendosis und dem Weg der Protonen zum Tumor ein Höchstmaß an Sicherheit für die Patienten zu gewährleisten, steht im Behandlungsraum des UPTD ein fahrbarer Computertomograph. Mit diesem „CT on rails“ ermitteln die Strahlentherapeuten bei den bereits auf dem Behandlungstisch positionierten Patienten nochmals die exakte Lage des zu bekämpfenden Tumors, bevor die Bestrahlung beginnt.
Die „Universitäts Protonen Therapie Dresden“ wird die innovative Behandlungsform bei Patienten einsetzen, bei denen eine reguläre Strahlentherapie lebenswichtige Organe beschädigen würde oder bei denen mit weniger Nebenwirkungen durch die Protonentherapie zu rechnen ist. Dies werden in der Anfangsphase Tumore im oder nahe des Gehirns, im Beckenbereich sowie spezielle Tumore bei Kindern sein.
Jeder mit der Protonentherapie behandelte Patient in Dresden wird in Studien eingeschlossen, um den Therapieerfolg wissenschaftlich überprüfen zu können. Dabei arbeitet das UPTD mit Heidelberg und weltweiten Forschungseinrichtungen zusammen – entweder im Rahmen gemeinsamer Studien oder durch den Austausch von Daten. Mit der engen Kooperation von Hochschulmedizin und HZDR im OncoRay-Zentrum wird diese Technologie permanent verbessert.
Um geeignete Patienten zu finden, nimmt ab dem 25. August ein zentraler Ansprechpartner der „Universitäts Protonen Therapie Dresden“ (UPTD) seine Arbeit auf. Über eine Telefon-Hotline und per E-Mail können sich an der Behandlung Interessierte über die Chancen informieren, in eine Studie eingeschlossen zu werden. Grundbedingung ist dabei, dass das Tumorleiden zuvor von Experten als heilbar eingeschätzt wurde.
Uniklinikum Dresden / DE